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ECONNECT: Von ökologischen Inseln zu ökologischen Netzwerken in den Alpen

Im Rahmen des ECONNECT-Projekts haben 16 internationale Partner drei Jahre gemeinsam für den Erhalt,  die Wiederherstellung und den Schutz des alpenweiten ökologischen Verbundes gearbeitet. Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden noch bis 28. September 2011 in Berchtesgaden (Deutschland) präsentiert. Leiter dieses Projektes ist Chris Walzer vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna.

Die ökologische Vernetzung von Lebensräumen ist von großer Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt: viele Arten und die meisten ökologischen Funktionen, die wichtige Ökosystemdienstleistungen für den Menschen bereitstellen, benötigen weitaus größere Gebiete, als ihnen beispielsweise innerhalb der Grenzen eines Schutzgebietes zur Verfügung stehen. Das alpenweite Projekt ECONNECT untersuchte aus verschiedenen Blickwinkeln die ökologische Vernetzung im Alpenraum, der zu den artenreichsten und zugleich am dichtesten besiedelten Regionen Europas zählt. ECONNECT befasste sich mit den vom Menschen durch verschiedene Landnutzungsformen und Infrastruktur verursachten Auswirkungen auf die freien Wanderungen von Tieren und Pflanzen. Gegenstand der Untersuchungen waren außerdem gesetzliche und institutionelle Aspekte in Zusammenhang mit der Schaffung eines alpenweiten ökologischen Verbunds. Forscher analysierten die ökologische Vernetzung im Alpenraum anhand der Lebensraumanforderungen von sechs "Leitarten" (Wolf, Braunbär, eurasischer Luchs, Gänsegeier, Rothirsch und Birkhuhn.) und entwickelten im Rahmen des Projektes ein web-basiertes Instrument zur Analyse von Konnektivität (Verbindungsmöglichkeiten) in der Landschaft, um das Konzept des ökologischen Verbunds für politische Entscheidungsträger und Planer raumbezogen abzubilden.

Eine neue Vision für den Alpenraum

"Das ECONNECT-Projektteam strebt die dauerhafte Erhaltung und Wiederherstellung eines ökologischen Kontinuums von miteinander vernetzten Landschaften im gesamten Alpenraum an", erläutert Chris Walzer, Lead Partner des ECONNECT-Projekts. “Dazu sind Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen notwendig, die über einzelne ökologische Inseln hinaus gehen und damit alle Bereiche der Gesellschaft erfassen. Ökologische Vernetzung ist der Schlüssel für den Erhalt der biologischen Vielfalt und der Regenerationsfähigkeit der ökologischen Prozesse, von denen wir alle abhängig sind". Zur Erreichung dieses ehrgeizigen Ziels ist es wichtig, dass die politischen Entscheidungsträger weitsichtige Entscheidungsprozesse anstoßen, die Wissenschaftler, Politiker, Praktiker und verschiedene Landnutzergruppen zusammenführen. Zur Sicherung der biologischen Vielfalt müssen tragfähige, integrierte Lösungen entwickelt werden, die auf den ökologischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten für Synergien und positive Nebeneffekte der ökologischen Vernetzung aufbauen.

ECONNECT vor Ort: Das Beispiel der Pilotregion Berchtesgaden-Salzburg

Im Rahmen des ECONNECT-Projekts wurden in sieben, über den ganzen Alpenraum verteilten Pilotregionen nach einheitlichen Vorgaben Raumanalysen durchgeführt sowie konkrete Einzel-Maßnahmen umgesetzt. Die Arbeit in der Pilotregion „Berchtesgaden-Salzburg“ setzt sich neben der Renaturierung eines Fließgewässerabschnitts auch mit Fragen der Passierbarkeit von Straßen für Amphibien sowie dem Erhalt eine Netzwerks aus traditionell extensiv bewirtschafteten Grünlandflächen auseinander. “Traditionell bewirtschaftetes Wiesen- und Weideland ist nicht nur lebenswichtig für die regionale Flora und Fauna, sondern repräsentativer Teil der Kulturlandschaft und wesentliches Merkmal regionaler Identität. Durch den Erhalt dieser Flächen können wir sowohl deren ökologischen als auch deren landschaftlichen Wert mit einem großen touristischen Potenzial bewahren” erläutert Dr. Michael Vogel, Leiter des Nationalparks Berchtesgaden. Bei der Beurteilung der Verbundsituation halfen in ECONNECT seltene und spezialisierte Schmetterlinge und Heuschrecken als Indikatoren.

Aber auch der grenzübergreifende Austausch zwischen Bayern und dem österreichischen Bundesland Salzburg hinsichtlich der in beiden Ländern ausgeübten Planungspraxis war eine der zentralen Aktivitäten in der Pilotregion. Dabei wurde der Grundstein gelegt, ökologische Beziehungen zukünftig stärker in der regionalen sowie kommunalen Raumentwicklung zu berücksichtigen - insbesondere im grenzübergreifenden Zusammenhang sowie über Schutzgebiets- und andere Verwaltungsgrenzen hinaus.

Das ECONNECT-Team hat eine Reihe von Empfehlungen für politische Entscheidungsträger erarbeitet, die es zu beachten gilt, wenn gestörte und fragmentierte Ökosysteme in ein gesundes alpenweites Netzwerk verwandelt werden sollen. Diese Empfehlungen werden zusammen mit zahlreichen weiteren Ergebnissen bei der Abschlusskonferenz des ECONNECT-Projekts vom 26. bis 28. September 2011 in Berchtesgaden (Deutschland) erstmalig vorgestellt. Bei der Konferenz werden neue Wege für den Schutz unseres alpinen Naturerbes aufgezeigt; gleichzeitig bietet sie ein Diskussionsforum für Initiativen, die dem ökologischen Verbund einen festen Platz auf der europäischen politischen Agenda sichern.