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emeritiert

O.Univ.-Prof. Dr.med.vet. Josef Troxler
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Begonnen hat Troxlers Wirken an der Vetmeduni durch zwei wichtige Faktoren: auf der einen Seite ein Schreiben der Universität, dass ein Lehrstuhl für Tierhaltung eingerichtet werden soll, und auf der anderen Seite das persönliche Interesse des Wissenschafters, sich wieder vermehrt der Tiermedizin und Lehre zuzuwenden. „In diesem Fachgebiet gab es damals nur wenige Forscher:innen. Das war ein Grund für die Universität, aktiv zu suchen“, erinnert sich der gebürtige Schweizer zurück. Die Errichtung eines neuen Instituts in seinem Fachgebiet und somit als Quereinsteiger an eine veterinärmedizinische Universität zu gehen, war für ihn jedoch reizvoll.

Prüfung auf tiergerechte Haltung

Zu diesem Zeitpunkt war Josef Troxler Leiter der Prüfstelle für Stalleinrichtungen an einer landwirtschaftlichen Bundesforschungsanstalt des heutigen Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) in der Schweiz. Mit der Entstehung des neuen Tierschutzgesetzes in der Schweiz hatte das BLV die Aufgabe, zwei Fachstellen für tiergerechte Haltung einzurichten. Seit 1981 war Josef Troxler als Leiter einer dieser Fachstellen für die Prüfung von Haltungssystemen für Wiederkäuer und Schweine zuständig: „Mein Bereich in der Forschungsanstalt war, die Tiere und deren Haltungssysteme zu beurteilen. Dabei stellte sich die Frage: Was können wir an den Tieren messen, ob es ihnen wohl geht und damit auch, was können wir an den Aufstallungen feststellen, ob diese den Tieren passen oder nicht? In dieser Beurteilung spielten Faktoren wie Verhalten, Verletzungsgefahr, Abmessungen oder Rutschigkeit der Böden eine wichtige Rolle. In Europa war ein solches Prüfverfahren zu dieser Zeit neu, etablierte sich jedoch nach ersten Anlaufschwierigkeiten bald als eine wichtige Tierschutzmaßnahme.“

Faszination Lehre

Parallel zu seiner Arbeit am BLV hatte Troxler einen Lehrauftrag für Tierhaltung an der veterinärmedizinischen Fakultät in Zürich. „Lehre hat mich von Anfang an fasziniert“, sagt Troxler, der entschied, sich an der Veterinärmedizinischen Universität Wien zu bewerben und nach der Zusage mit seiner Familie im Sommer 1996 nach Wien zu übersiedeln. Mit der Berufung Troxlers war jedoch nicht nur der Lehrstuhl verbunden, sondern auch die Schaffung eines neuen Instituts. Heute sind zahlreiche WissenschafterInnen am Institut für Tierhaltung und Tierschutz fix angestellt, je nach Drittmittelfinanzierung kamen weitere Forschende hinzu. Besonders positiv erinnert sich Troxler an seine gute Aufnahme an der Vetmeduni Vienna. Hilfsbereitschaft, Anerkennung in der Tätigkeit und Zusammenarbeit mit anderen Instituten und Kliniken waren von Beginn an im Alltag des neuen Instituts verankert.

Raus aus dem Hörsaal, rein in die Praxis

Laut Troxler hat sich in der Forschung während seiner Schaffenszeit an der Vetmeduni Vienna viel getan. „Dafür gilt mein großer Dank an das ganze Team des Institutes. Alle haben hervorragende Arbeit geleistet und spannende Projekte durchgeführt.“ Wichtig war für ihn als Professor, Studierenden stets die Möglichkeit zur Praxis zu bieten und dafür raus aus dem Hörsaal und rein in die Ställe zu gehen. Für sein Fachgebiet sieht Troxler ganz klar die Entwicklung zu einem wissenschaftlich begründeten Tierschutz: „Wir müssen die Basis auf Forschungsebene liefern und uns dadurch um das Wohl der Tiere kümmern. Es war immer mein Anliegen, praxisnahe Arbeit zu leisten und etwas umzusetzen.“

Pionierarbeit bei Tierhaltung und Tierschutz

Waren Tierhaltung und Tierschutz im Jahr 1996 noch Neuland, so hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten die Situation gewandelt. „Josef Troxler hat hier wertvolle Pionierarbeit geleistet. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Themen Tierverhalten und Tierwohl heute fest im Curriculum der Vetmeduni Vienna verankert sind. Bereits ab dem ersten Semester sind sie Teil der Ausbildung“, so Rektorin Petra Winter. Sie betonte weiters:  „Seine Arbeit und die damit verbundene Sensibilisierung für Tierhaltung hat unsere Universität als Institution stark geprägt. Sein Wirken reichte aber weit darüber hinaus. Dank seines unermüdlichen Einsatzes blieb der wissenschaftlich begründete Tierschutz kein theoretisches Konstrukt, sondern hielt Einzug in die Praxis und führte mehr und mehr zu flächendeckender tiergerechter Haltung. Jeder, der Professor Troxler kennt und mit ihm zusammenarbeitete, weiß seine Expertise und seinen Praxisbezug zu schätzen.“

Michael Hess, Leiter des Departments für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen der Vetmeduni Vienna, betont das Engagement von Troxler als Leiter der Tierversuchskommission des Bundes. „Josef Troxler hatte immer das Tier im Fokus. Er hat aber auch den Versuchsleiter und die Versuchsabläufe sowie die Möglichkeiten und Ziele hinter dem Versuch in seine Überlegungen mit einbezogen. In vielen kritischen – und teilweise sehr emotionalen – Situationen war er als Mediator tätig“, so Hess bei Troxlers Abschiedsvorlesung am 29. September. „Durch seinen Weitblick für den Tierschutz und durch das Streben nach Interdisziplinarität hat Josef Troxler zur Weiterentwicklung des Fachs beigetragen, wobei beispielhaft die Mitwirkung bei der Ausschreibung zum Messerli Forschungsinstitut erwähnt werden kann.“

Bundestierschutzgesetz und Messerli Forschungsinstitut

Ein Meilenstein für Troxler als Forscher war das österreichische Bundestierschutzgesetz. Im Jahr 2004 war er zusammen mit Juristin Regina Binder vom Institut für Tierhaltung und Tierschutz als externer Experte in die Erarbeitung des Gesetzes involviert, das am 1.1.2005 in Kraft trat. Als weiteren wichtigen Faktor sieht Troxler die Schaffung des Messerli Forschungsinstituts, das zum einen interuniversitär arbeitet und zum anderen wichtige Ergänzungen zum Institut für Tierhaltung und Tierschutz leistet: „Die Einrichtung hat den Standort Wien eindeutig für den Tierschutz gestärkt und sichtbarer gemacht.“

Zu seinen Aufgaben zählt Troxler neben Lehre und Forschungsprojekten auch Weiterbildungsmaßnahmen wie Tagungen für LandwirtInnen in Zusammenarbeit mit den Landes-Landwirtschaftskammern, für TierärztInnen zusammen mit der Tierärztekammer oder tierärztlichen Organisationen und Amtstierarztkurse. „Schlussendlich sind es die Menschen draußen, die tagtäglich Entscheidungen für das Tierwohl fällen müssen“, erklärt Troxler und betont die jahrelange gute Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern. Eingebunden war Troxler auch im Österreichischen Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL), bei dem er bei rund zwei Dutzend Merkblättern zu Themen wie Laufställe oder Pferdeboxen mitwirkte.

Verbunden mit der Wissenschaft

Auch nach seinem Abschied wird Troxler der Wissenschaft und der Vetmeduni Vienna weiter verbunden bleiben. Als Sinnbild für seinen Abschied von der Universität wählte der Forscher symbolhaft den Flamingo: mit einem Bein im Ruhestand und trotzdem aufmerksam sein. Als emeritierter Professor wird Troxler noch ausstehende Abschlussarbeiten betreuen und plant, sich nun mehr in anderen Disziplinen umzuschauen. „Mich hat immer interessiert, was parallel zu meinem Fachgebiet geforscht wird. Ökologie, Insekten oder Bauernhausforschung wären dabei durchaus eine Idee“, fügt Troxler hinzu. Für uns bleibt nun allerdings eine letzte Frage einer Studentin offen: „Und wer bringt jetzt den Erstsemestrigen das Grunzen der Schweine bei?“

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