Friederike Range und Zsofia Virányi vom Messerli Forschungsinstitut haben im Jahr 2012 (Link zum Artikel: Quantity discrimination in wilves (Canis Lupus) 2) bereits gezeigt, dass Wölfe zwischen verschiedenen Futtermengen unterscheiden können. In ihrer aktuellen Studie untersuchten sie, ob auch Hunde diese Fähigkeit besitzen, oder ob sie diese Art der numerischen Vorstellungskraft im Laufe der Domestizierung verloren haben.
Range und ihre Kolleginnen testeten nun 13 Mischlingshunde, die im Wolf Science Center in Ernstbrunn aufgewachsen sind und dort in mehreren Rudeln leben. Die Forscherinnen zeigten den Hunden nacheinander einzelne Käsestücke, die dann gleich in einer undurchsichtigen Röhre verschwanden. Im Experiment gab es dazu zwei Röhren, eine links und eine rechts. Die Hunde sollten unterscheiden, in welcher Röhre mehr Käsestückchen gelandet waren. Mit einem Druck auf den richtigen Buzzer wurden die Hunde dann mit den Käsestückchen aus der Röhre belohnt. Den Menschen, der die Stücke in die Röhre fallen ließ, sahen die Tiere nicht. Die Beeinflussung durch den Menschen ist somit so gut wie ausgeschlossen.
„Wir haben bewusst so getestet, dass die Hunde die gesamte Menge der Futterstücke nie zu Gesicht bekommen haben. Wir zeigten Ihnen die Stücke immer hintereinander. Damit schließen wir aus, dass sich die Hunde an einfachen Faktoren wie beispielsweise dem Gesamtvolumen orientieren. Wie viele Stücke sich am Ende in einer Röhre befanden, mussten sich die Hunde also vorstellen“, erklärt die Erstautorin Range.
Hunde schnitten im Vergleich schlechter ab als Wölfe
Range und ihre Kolleginnen verglichen die Ergebnisse aus den Wolf-Tests mit jenen aus den Hunde-Tests. Es stellte sich heraus, dass Hunde schwierige Vergleiche wie zum Beispiel zwei Futterstücke gegen drei oder drei Stücke gegen vier nicht unterscheiden können, während die Wölfe darin recht gut sind. „Hunde können die Futtermengen dann gut unterscheiden, wenn sie die Gesamtheit vor Augen haben“, betont Range. „Hierfür benötigen sie aber weniger ihre Vorstellungskraft“.
Range geht davon aus, dass Hunde diese Fähigkeit mit der Domestikation verloren haben.