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Universität

Impfen für Afrika 2018: Fight back Tuberculosis

Aus VETMED 02/2018 – Das heurige Hilfsprojekt des Vereins Tierärzte ohne Grenzen im Rahmen der Aktion „Impfen für Afrika“ zielt auf die Tuberkulosebekämpfung bei Elefanten und anderen bedrohten Wildtieren ab. Mehr als 140 tierärztliche Praxen in ganz Österreich nahmen an der bundesweiten Aktion teil.

Tuberkulose (TBC) ist eine Infektionskrankheit, die durch eine Bakterienart, Mycobacterium tuberculosis, verursacht wird und in erster Linie die Lunge betrifft. Die Infektion kann sich jedoch auch auf andere Organe im Körper ausbreiten. Sie ist neben AIDS die weltweit tödlichste Infektionskrankheit für den Menschen und die gefürchtetste beim Elefanten. Der Erreger kann leicht von Mensch zu Mensch sowie von Mensch zum Elefanten übertragen werden. Laut Global Tuberculosis Report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben im Jahr 2015 etwa 1,4 Millionen Menschen an Tuberkulose. Die Zahl der Neuinfektionen steigt kontinuierlich, vor allem in Asien. „Überall dort, wo Mensch und Dickhäuter auf engem Raum zusammenleben, kann es zur Übertragung des tödlichen Krankheitserregers kommen“, sagt Dagmar Schoder, Präsidentin von Tierärzte ohne Grenzen Österreich. „Besonders betroffen sind die rund 30.000 Elefanten im asiatischen Raum, von denen viele als Arbeitselefanten eingesetzt werden.“

Bedrohung für Wildtiere

Studien zeigen, dass die sogenannte Lebenszeit-Prävalenzrate für Tuberkulose bei asiatischen Elefanten 16,4 Prozent beträgt. Sie ist somit um das Sechsfache größer als beim afrikanischen Verwandten. Im Vergleich dazu beträgt die humane Lebenszeit-Prävalenzrate weniger als 1 Prozent. Durch die nicht ausreichende medizinische Betreuung bleiben laut WHO viele Tuberkulosefälle beim Menschen unbehandelt. Und es mangelt auch an der Diagnose: Nur drei von fünf an Tuberkulose erkrankten Menschen in Indien, Indonesien und Pakistan werden überhaupt diagnostiziert.
Die ExpertInnen befürchten, dass sich die Tuberkulose des Menschen auf die wildlebenden Elefantenpopulationen oder auf die vom Aussterben bedrohten Nashörner ausbreitet. „Leider gibt es bis heute keine verlässliche Methode, um Tuberkulose bei Elefanten auch rasch genug und sensitiv diagnostizieren zu können“, so Schoder. „Die Gründe dafür sind, dass die klinischen Symptome zumeist indifferent sind. Außerdem ist Lungenröntgen aufgrund der großen Körpermaße ungeeignet, und Intrakutanproben sowie Rüsselkulturen² liefern oft falsch-positive oder falsch-negative Testresultate.“

Entwicklung neuer Diagnoseverfahren

Zusammen mit dem Forschungspartner Christian Doppler Labor  – Monitoring mikrobieller Kontaminanten (CD-MOMIKO) unter der Leitung von Peter Rossmanith arbeitet Tierärzte ohne Grenzen an der Entwicklung einer hochsensitiven Probenaufbereitungs- und Nachweismethode in Rüsselkulturen von Elefanten. Dadurch wird es möglich sein, Tuberkuloseerkrankungen frühzeitig zu erkennen. So können infizierte Tiere rasch einer Therapie zugeführt, der Therapieerfolg überprüft und eine Ausbreitung der Tuberkulose auf wildlebende Elefanten und vom Aussterben bedrohte Nashornbestände verhindert werden.
Peter Rossmanith gibt einen Ausblick auf die nächsten Projektschritte: „Mit Hilfe unseres mehrfach patentierten Matrix-Lysisverfahrens können wir sehr anspruchsvolle Lebensmittelmatrices und klinische Proben aufbereiten. Im Bereich der TBC-Diagnostik von Wildwiederkäuern gelang uns so ein regelrechter Durchbruch. Dieses Know-how wird uns die Arbeit mit Rüsselschleim von Elefanten, der als eine der schwierigsten klinischen Matrices überhaupt gilt, erleichtern. Daher sind wir zuversichtlich, ein geeignetes Probenaufbereitungsverfahren für die TBC-Diagnostik bei Elefanten zu entwickeln."
Insgesamt nahmen über 140 engagierte Tierarztpraxen in ganz Österreich an der Aktion teil. Ihre Spenden kommen zu 100 Prozent diesem Hilfsprojekt zugute und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Rettung von bedrohten Wildtieren.

Tierärzte ohne Grenzen

Die Hilfsorganisation Tierärzte ohne Grenzen tritt dafür ein, die Entwicklungszusammenarbeit um den wissenschaftlichen Zugang zu ergänzen, innovative technische Lösungen zu entwickeln und beim Aufbau von Wissenschafts- und Technologiekapazitäten zu helfen. Mit dem Ziel der Bekämpfung von Zoonosen, von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbaren Infektionskrankheiten, und der Verbesserung von tierischen Erzeugnissen trägt der Verein zur Ernährungssicherheit und zur besseren Gesundheit von Mensch und Tier bei. Regelmäßig organisiert Tierärzte ohne Grenzen gemeinsam mit zahlreichen tierärztlichen Praxen in Österreich die Aktion „Impfen für Afrika". Dabei werden Haustiere geimpft und ein Teil des Impfhonorars für die Hilfsprojekte zur Verfügung gestellt.

Mehr Information zu den Hilfsprojekten von Tierärzte ohne Grenzen unter www.vsf.at