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Universität

Im Porträt: Manuela Raith, die neue Vizerektorin für Ressourcen

Aus VETMED 02/2019 – Mit Anfang August trat sie offiziell ihr Amt als neue Vizerektorin für Ressourcen der Vetmeduni Vienna an: Über ihre Kindheit am steirischen Bergbauernhof, eine verweigerte Karriere als Köchin und ihre Ziele für die Zukunft der Veterinärmedizinischen Universität sprach Manuela Raith mit dem VETMED Magazin.

Neue Vizerektorin für Ressourcen: Für Lehre, Forschung und Klinik will Manuela Raith auch künftig die „bestmöglichen Rahmenbedingungen bereitstellen". Foto © Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna

Manchmal trifft man sie mit der Heugabel: dort, wo die Hänge zu steil für jeden Traktor sind. Denn im Sommer packt Manuela Raith mit an am elterlichen Bergbauernhof in der Steiermark. Rinder, Schweine und Hühner haben ihre Kindheit geprägt. Seit dem Tod des Vaters hat ihre Mutter auf Schafe umgestellt: „Weil die kleiner und weniger anspruchsvoll sind“, sagt Manuela Raith.

Mit zwei jüngeren Brüdern ist die heute 42-Jährige aufgewachsen und hätte eigentlich selbst ein Bub werden sollen. „Meine Eltern haben sich als ältestes Kind einen Sohn gewünscht.“ Einen, der später den Hof übernimmt: „Nie wurde in Betracht gezogen, dass ich die Landwirtschaft bekommen könnte“, erzählt Manuela Raith, „immer war klar, dass einer meiner Brüder den Betrieb weiterführen soll.“ Deshalb macht die Bergbauerntochter früh eigene Pläne. „Als Zehnjährige habe ich mir überlegt, dass ich maturieren und danach weggehen möchte“, erinnert sie sich. Zuhause stößt sie auf Widerstand. „Meine Eltern wollten, dass ich Köchin werde.“ Schlussendlich besucht sie die Hauswirtschaftsschule, kocht und maturiert. Mit der Reifeprüfung in der Tasche fliegt Manuela Raith für ein Jahr als Au-pair nach Amerika. „Dort habe ich beschlossen, dass ich studieren will.“

Manuela Raith wählt Eisenstadt, ein Doppelzimmer mit Ölofen und Wirtschaft an der Fachhochschule. „Wäre ich nach Interesse gegangen, hätte ich Ägyptologie oder Ur- und Frühgeschichte studiert“, sagt die Steirerin, „aber Wirtschaft erschien mir erfolgsversprechend. Und ich wollte meiner Familie zeigen, dass man sehr wohl studieren und danach Arbeit finden kann.“ Sie lebt sparsam, geht kellnern, finanziert sich selbst. Es folgen Auslandsaufenthalte in Russland und den Niederlanden, ein Doktoratsstudium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Innsbruck und eine Dissertation zum Thema „Maßnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit in den EU-Mitgliedsstaaten“.

Mit Mitte zwanzig zieht es sie nach Wien, wenig später bietet man ihr die erste Führungsposition an. „Das war eine große Herausforderung.“ 35 MitarbeiterInnen sind ihr an der Universität Wien unterstellt – mit nur dreißig Jahren wird Manuela Raith dort stellvertretende Leiterin für Finanzwesen und Controlling, außerdem Leiterin für Finanzbuchhaltung, Lehrcontrolling und Forschungsprojektcontrolling. Die große Aufgabe spornt sie an: „Ich habe gespürt, da kann ich etwas umsetzen und bewegen.“

Ein Routinejob, davon ist die heute 42-Jährige überzeugt, würde ihr sehr schnell langweilig. Den Wirtschaftsbereich hat sie mittlerweile als spannendes Feld schätzen gelernt. „Neues ausprobieren, Dinge weiterentwickeln“, das ist es, was sie reizt. Nach der Universität Wien folgt erneut die Wissenschaft, auch dieses Mal wirbt man sie an: „Spannende Chancen, die sich mir geboten haben, habe ich immer ergriffen.“ Am Institute for Science and Technology (IST) wird Manuela Raith Head of Finance and Operations, dann Deputy Managing Director und schließlich zusätzlich Head of HR and Hospitality, bis ihr Weg im Jahr 2019 an die Vetmeduni Vienna führt. „Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe als Vizerektorin für Ressourcen“, sagt Manuela Raith.

Was die Wirtschaftsexpertin neben fachlichem Know-how nach Floridsdorf mitbringt? Als schnelle Einarbeiterin sei sie bekannt, als bodenständig, durchsetzungsstark und vielseitig interessiert. Ihre Freizeit verbringt sie mit ihrer dreijährigen Tochter und in der Natur, am Verhandlungstisch beschreibt sich Manuela Raith als hartnäckig. Eine Eigenschaft, die sich die neue Vizerektorin für die Zukunft beibehalten will: „Ich bin keine, die schnell aufgibt.“

Manuela Raith im VETMED-Wordrap

Als Kind wollte ich: Tatsächlich Tierärztin werden. Als ich zehn Jahre alt war, habe ich bei uns am Hof einmal bei einem Kaiserschnitt an einer Kuh zugeschaut und war begeistert.

Besonders viel Wert lege ich auf: Ehrlichkeit, respektvollen Umgang und Loyalität.

Erfolg hat für mich: Wer mit seinem Leben in Einklang ist, an sich glaubt und seine Ziele verfolgt, welche auch immer das sind. Sehr schade finde ich es, wenn Leute sich aufgeben.

In meiner Freizeit: Verbringe ich Zeit mit meiner Familie. Und ich bin viel in der Natur. Sehr gut entspannen kann ich zum Beispiel beim Schwammerlsuchen.

Ein guter Tag beginnt für mich: Bei einem gemeinsamen Frühstück mit meiner kleinen Tochter und meinem Partner.

„Ich will das Beste für die Zukunft der Vetmeduni Vienna“

VETMED: Warum die Vetmeduni Vienna, Frau Raith?

Manuela Raith: Die Veterinärmedizinische Universität Wien reizt mich aufgrund ihrer Themenvielfalt und der Sinnhaftigkeit, die dahintersteckt. Ich schätze diesen natürlichen Bezug zu Mensch, Tier und Umwelt, das Engagement für die Gesellschaft, mit dem ich mich sehr gut identifizieren kann. Ich war nun mehr als fünf Jahre im Bereich „Cutting Edge Research“ am Institute of Science and Technology beschäftigt. Da ging es um Inhalte wie Blockchains und Artificial Intelligence. Die Vetmeduni Vienna empfinde ich im Vergleich als angenehm geerdet mit vielen sehr greifbaren Themen. Ich freue mich über die Möglichkeit, mich hier auch persönlich weiterentwickeln zu können.

VETMED: Wie möchten Sie Ihre Position als Vizerektorin für Ressourcen anlegen?

Raith: Ich sehe meine Aufgabe vorwiegend darin, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für Lehre, Forschung und die Klinik bereitzustellen. Oberstes Ziel muss die Sicherstellung der nachhaltigen Finanzierung der Vetmeduni Vienna sein, auch in der nächsten Leistungsvereinbarungsperiode ab 2022. Dabei ist der gemeinsame Strategieprozess mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung wesentlich, um die Veterinärmedizinische Universität Wien auch weiterhin als innovative und moderne Universität im europäischen Raum positionieren zu können.

VETMED: Welche Ziele verfolgen Sie außerdem?

Raith: Mir ist wichtig, dass die Ressourcen bestmöglich verteilt werden. Dabei möchte ich nicht unbedingt den leichtesten Weg gehen, sondern den, den ich als am sinnvollsten erachte. Außerdem möchte ich mir ansehen, wie wir die Universität in der Verwaltung modernisieren können, Stichwort Digitalisierung. Es geht mir darum, Abläufe effizienter zu gestalten.

VETMED: Sie haben schon mit Anfang dreißig ihre erste Führungsrolle übernommen. Gibt es Dinge, die Sie speziell jungen Frauen für ihren Weg mitgeben möchten?

Raith: Ich möchte eine Führungskraft mit Vorbildfunktion sein. Man kann als Frau Karriere machen und ein Kind haben. Ich will das Mehr an Sichtbarkeit, das ich durch meine Funktion als Vizerektorin gewinne, auch dafür nützen, um zu zeigen, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie möglich ist. Oft braucht man Zuspruch, um den Mut zu haben, Chancen auch zu ergreifen. Dazu möchte ich junge Menschen, speziell Frauen, motivieren.

VETMED: Wie würden Sie denn Ihren Führungsstil beschreiben?

Raith: Ich bin eine Person mit Bodenhaftung, jemand, dem es wichtig ist, Dinge voranzutreiben. Ich habe einen partizipativen Zugang, bin aber sehr durchsetzungsstark. Mir ist es wichtig, das Beste für die Zukunft der Vetmeduni Vienna herauszuholen.