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Universität

Finanzielle Unterstützung: Projekt zur Entwicklung eines optimalen Hundeführgeschirres

Blindenführhunde sind über das Führgeschirr großen Zugkräften ausgesetzt. Welche Auswirkungen das Tragen eines solchen Geschirres auf die Hunde im Detail hat, untersuchten Barbara Bockstahler, Leiterin der Ambulanz für Physikalische Medizin und Rehabilitation der Vetmeduni, und KollegInnen bereits in einem 2007 initiierten Forschungsprojekt (die Laufzeit betrug zwei Jahre). Aus einer Verlassenschaft erhält Bockstahler nun 160.000 €, die in die Projektweiterführung fließen. Im Namen der Verstorbenen, Dr. Helga Wanecek – ehemalige Vorsitzende des Vereins „Freunde der Assistenzhunde Europas“ –, wird die Forschung und Entwicklung eines perfekt sitzenden Führgeschirres für Blindenführhunde mit Hilfe neuester Computertechnik fortgesetzt.

Barbara Bockstahler bei der Unterzeichnung des Projektvertrages. Foto: F. Lejeune/Vetmeduni Vienna

 

 

Barbara Bockstahler führte in Kooperation mit dem Verein „Freunde der Assistenzhunde Europas“ bereits in den Jahren 2007 bis 2009 ein, durch den WWTF (Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds) gefördertes, Forschungsprojekt zur Druckverteilung unter dem Führgeschirr von Blindenführhunden durch. Die treibende Idee hinter diesem Vorhaben stammte von Helga Wanecek, ehemalige Vereinsvorsitzende. Wanecek war von Geburt an blind und deshalb auf ihre Blindenführhunde angewiesen. Ein perfekt sitzendes Führgeschirr, das den Hund weder drückt noch dessen Bewegungsfreiheit der Beine und/oder der Wirbelsäule einschränkt, war ihr ein besonderes Anliegen. Daraus entstand die Motivation, zu untersuchen, welche Auswirkungen das Tragen eines Führgeschirres auf die Vierbeiner hat. Diese Studie wurde schließlich vom WWTF sowie dem Verein „Freunde der Assistenzhunde Europas“ finanziell unterstützt. Zwei viel beachtete Publikationen sowie zwei Dissertationen gingen aus diesem Projekt hervor.

„Gerne hätten wir bereits damals das Forschungsprojekt weitergeführt. Es fehlten jedoch die notwendigen finanziellen Mittel. Mein Team und ich haben die Belangen der Blindenführhunde allerdings nie aus den Augen verloren. Leider verstarb Helga Wanecek im August 2018. Ein enger Kontakt bestand bis zuletzt“, sagt Barbara Bockstahler.

Herzensprojekt wird fortgesetzt

Ein Teil der Verlassenschaft (160.000 €), die an den Verein „Freunde der Assistenzhunde Europas“ ging, kommt nun dem ExpertInnenteam rund um Barbara Bockstahler zu Gute. In Gedenken an die Verstorbene planten die WissenschafterInnen das Projekt mit dem Namen „Blindenführhundegeschirr Helga“. Unterstützung erhält Bockstahler dabei von Ihrem Kollegen, Christian Peham (Universitätsklinik für Pferde, Vetmeduni), der seine Expertise im Bereich der Simulation von Bewegungsabläufen und der Modellierung von biomechanischen Modellen einbringen wird. Masoud Aghapour, Assistent an der Universitätsklinik für Kleintiere (Abteilung Kleintierchirurgie) der Veterinärmedizinischen Universität Wien, wird ebenfalls am Projekt beteiligt sein.

Das optimale Führgeschirr „errechnen“

 „Wir möchten ein innovatives Computermodell entwickeln, das es erlaubt zu testen, wie ein Führgeschirr richtig angebracht werden muss, um eine bestmögliche Beweglichkeit der Vorderbeine sowie des Rückens zu garantieren und die wirkenden Zugkräfte soweit als möglich zu minimieren“, so Bockstahler. Hierbei sollen sowohl die individuelle Körperform der Vierbeiner, als auch die Art des Führbügels sowie die Körpergröße des/der Hundeführers/Hundeführerin berücksichtigt werden. Die ForscherInnen werden dafür ein digitales Modell eines Hundes „zum Leben erwecken“. Bewegungsdaten, die im Bewegungsanalyse-Labor an der Vetmeduni erhoben werden, fließen in das Computermodell ein. So können die ExpertInnen den digitalen Vierbeiner im Schritt oder Trab gehen lassen. Ein menschliches Computermodell dient dazu, den Hundeführer/die Hundeführerin zu simulieren. Per Computer ist es möglich, Führgeschirre dann an den jeweiligen Hund anzupassen. Die Software errechnet, wie viel Druck an welchen Stellen des Tierkörpers lastet und wie es um die Bewegungsfreiheit des Hundes steht. „Anfangs handelt es sich hierbei nur um eine Annäherung an die Realität. Darum werden wir das am besten „passende“ virtuelle Geschirr an Hunden im Bewegungslabor testen, um zu prüfen, ob das Modell alles richtig vorhergesagt hat,“ erklärt Barbara Bockstahler weiter. Ziel des Projektes ist, das Computermodell so zu optimieren, dass auf Basis der eingepflegten individuellen Daten (Körpergröße des Hundes und der HundeführerInnen, Art des Bügels usw.) das jeweils ideale Führgeschirr hergestellt werden kann. Bockstahler und ihre KollegInnen wünschen sich, dass die gewonnenen Daten künftig für alle Assistenzhundesparten verwendet werden können.