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Biomechanik von Blindenführ- und Servicehunden

Einleitung

Blindenführ- und Servicehunde gehören zu den am längsten eingesetzten (Antike bzw. Beginn des 19. Jahrhunderts) Rehabilitationshunden und unterstützen behinderte und blinde Menschen auf unersetzliche Weise. Sie ermöglichen sicherere Ortsveränderungen und erhöhen die Mobilität ihrer Besitzer signifikant. Um die Kommunikation zwischen Besitzer und Tier zu ermöglichen tragen die Blindenführhunde spezielle Führgeschirre. Diese Geschirre müssen einerseits sichere Führung und Kommunikation ermöglichen, andererseits dürfen sie dem Hund keinen Schaden zufügen. Obwohl die Hundeführer so geschult werden müssten, dass die das Führgeschirr nicht zum Lenken, sondern nur zum "Lesen" der Bewegungen des Hundes benützen, entstehen doch durch die Interaktion des Teams unvermeidliche Drücke im Bereich der Wirbelsäule und des Brustkorbes. Es ist darum unerlässlich Geschirre zu benutzen, die die Kommunikation von Tier und Mensch optimieren und zugleich die entstehenden Belastungen auf den Bewegungsapparat des Führhundes minimieren. d.h. keinen Druck auf die Wirbelsäule der Tiere ausüben, die Atmung nicht beeinträchtigen und keine extrem hohen fokalen Drücke ausüben, wenn durch den Hundeführer unabsichtlicht und bedingt durch dessen Reaktionszeit Druck ausgeübt wird. Auch in der Ruhestellung des Hundes (kurze Fahrten im Verkehrsmittel, bei Einkäufen) sollte der Druck durch das Geschirr minimiert werden. Servicehunde ermöglichen ihren Besitzern durch Hilfestellungen im täglichen Leben ein selbstständiges Leben.

Nach dem Wissen der Autoren, gibt es zum heutigen Zeitpunkt keine Studien, die Belastungsverhältnisse des Bewegungsapparats von Blindenführhunden evaluiert.

Ziel dieses Projektes ist die Optimierung der Führgeschirre, um die betroffenen Rehabilitationshunde gesund zu erhalten und eine möglichst lange Einsatzzeit zu ermöglichen.
So soll durch die Kombination von kinematischen, kinetischen und elektromyo-graphischen Messsystemen ein Grundstatus erfasst, und darauf aufbauend ein verbessertes Führgeschirr entwickelt werden. Unter Berücksichtung der hohen Ausbildungskosten von Blindenführhunden und ihrer unersetzliche Arbeit für den Menschen, ist es notwendig die Führgeschirre optimal an den Hundekörper anzupassen. Diese Anpassung ermöglicht nicht nur eine ideale Leistung der Tiere und dient der Vorbeugung orthopädischer Erkrankungen durch Vermeidung unphysiologischer Belastungen, sondern dient letztlich auch der verbesserten Interaktion zwischen Mensch und Tier. Abgesehen von den ethischen Aspekten dieser Thematik, kann eine bestmögliche Anpassung von Führgeschirren an die Bedürfnisse von Mensch und Tier auch unter ökonomischen Aspekten von Vorteil sein: eine längere Einsatzzeit der Tiere spart auf lange Sicht Kosten und die Prävention orthopädischer Erkrankungen senkt die Kosten für die medizinische Betreuung der Hunde.
Die aus dieser Studie gewonnenen Daten und Techniken können auch auf andere Arten von Rehabilitationshunden angewendet werden. Auch Servicehunde und deren Hundeführer werden von optimierten Zug- und Stützgeschirren profitieren.

Ebenfalls kann in weiteren Studien der "Faktor Mensch" in der Zusammenarbeit von Mensch und Blindenführhund untersucht werden. Moderne Analyseverfahren der Biomechanik ermöglichen Untersuchungen von feinsten Signalen, die unseren Wissensstand über die Interaktion von Mensch und Tier erweitern könnten.

Kooperationspartner

  • Movement Science Group Vienna der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Prof. Dr. C. Peham & Dr. B. Bockstahler)
  • Freunde der Rehabilitationshunde Österreichs (Dr. H. Wanecek & DI G. Petrovics)
  • Österreichischer Blinden und Sehbehindertenverband (FOI K. Martini)

Förderung

  • Infrastrukturfond der Stadt Wien

Präsentation für Stadträtin Brauner

Nachdem unser Projekt sich in der Endphase befindet, haben wir es auch Stadrätin Brauner präsentiert. Bei der gelungenen Vorstellung unserer Arbeit war viel Prominenz anwesend und zeigte sich von den Ergebnissen des Projektes sehr beeindruckt. Einen Link zu einem Videointerview mit Prof. Peham finden Sie hier.