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Universität

Barrierefreies Arbeiten an der Vetmeduni Vienna

Aus VETMED 02/2018 – Christiane Weissenbacher-Lang ist Behindertenvertrauensperson an der Vetmeduni Vienna. Im Gespräch mit VETMED erklärt sie die Herausforderungen, vor denen MitarbeiterInnen mit besonderen Bedürfnissen stehen, und berichtet über Maßnahmen der Universität, um flexible Arbeitsplätze zu ermöglichen.

Christiane Weissenbacher-Lang Behindertenvertrauensperson

VETMED: Seit 2012 sind Sie Behindertenvertrauensperson an der Vetmeduni Vienna. Wie kann man sich diese Aufgabe vorstellen?

Christiane Weissenbacher-Lang: Es ist eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit, denn es gibt eine Vielfalt an Einschränkungen und jeder Mensch mit Behinderungen hat ganz spezifische Bedürfnisse, die meist nicht mit denen anderer Personen vergleichbar sind. Die an der Vetmeduni Vienna vertretenen Behinderungsarten setzen sich aus chronischen Krankheiten, alters- oder unfallbedingten Behinderungen sowie ‚klassischen Behinderungen‘ zusammen. In Anbetracht der Tatsache, dass der Anteil an behinderten Menschen weltweit mittlerweile auf etwa 25 Prozent geschätzt wird, ist dennoch davon auszugehen, dass an der Vetmeduni Vienna nur ein kleiner Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung tatsächlich offiziell in der Personalabteilung gemeldet ist. Die Dunkelziffer könnte somit viel höher sein. Ich kümmere mich um die Anfragen, spreche mit betroffenen Kolleginnen und Kollegen und suche nach Möglichkeiten, sie zu unterstützen. Eine Hauptaufgabe ist, Arbeitsplätze, etwa durch das Einsetzen von Hilfsmitteln oder die Umverteilung von Aufgaben, zu erhalten und anzupassen oder eine geeignete neue Arbeitsstelle an der Universität zu finden.

Welche Möglichkeiten gibt es dafür an der Vetmeduni Vienna?

Weissenbacher-Lang: Meist handelt es sich bei Behinderungen um ganz individuelle Fragestellungen. Wir als Universität haben den Vorteil, dass wir eine sehr vielfältige Arbeitgeberin mit unterschiedlichsten Berufsbildern und Arbeitsplätzen sind. So können wir ganz spezifisch schauen, wo wir die Talente der Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters am besten einsetzen können, was wir für Möglichkeiten haben und welcher Arbeitsplatz mit welcher Behinderung kompatibel wäre. Sobald man diesen Link hergestellt hat, eröffnet sich eine große Vielfalt an Möglichkeiten. Der Einsatzort hängt tatsächlich absolut von der Art der Behinderung ab: Wir haben Kolleginnen und Kollegen mit Einschränkungen in vielen verschiedenen Arbeitsbereichen.

Gibt es besondere Herausforderungen?

Weissenbacher-Lang: Eine Herausforderung sind chronische Krankheiten, wie z.B. Krebserkrankungen, Multiple Sklerose oder Morbus Crohn. Betroffene sind hier vor allem dadurch eingeschränkt, dass chronische Krankheiten im Gegensatz zu den ‚klassischen Behinderungen‘ eher instabil und damit weniger einschätzbar sind. Viele Kolleginnen und Kollegen sind allerdings Expertinnen und Experten in eigener Sache und wissen, was sie brauchen, um ihren Arbeitsort umzugestalten und Flexibilität zu erzielen. Bei Notfällen weiß zudem meist der engste Kreis an Kolleginnen und Kollegen, was zu tun bzw. wie zu reagieren ist.

Welche Entwicklungen gab es in den letzten Jahren, ist das Ziel des Behindertengleichstellungspakets 2006 an der Vetmeduni Vienna erreicht worden?

Weissenbacher-Lang: In den letzten Jahren hat sich sehr viel getan. Wir sind aber so wie auch alle anderen österreichischen Universitäten noch ein gutes Stück von der gänzlichen Umsetzung des Behindertengleichstellungspakets entfernt. Bisher wurde schon viel Energie in Barrierefreiheit und Arbeitssicherheit investiert und wir kooperieren außerdem mit Career Moves, einer Jobplattform, die Jobsuchenden mit Behinderung die Möglichkeit gibt, sich völlig chancengleich zu bewerben. Trotz der größten Bemühungen erhalten wir leider fast keine Bewerbungen von qualifizierten Menschen mit Behinderung und erfüllen daher die gesetzlich vorgeschriebene Beschäftigungsquote für behinderte Menschen nicht. Natürlich ist es unerlässlich, gesetzlichen Vorgaben nachzukommen, wichtiger ist meines Erachtens aber immer die innere Bereitschaft zu Veränderung und Verbesserung. Wir sind sehr bemüht, Brücken zu bauen und Dinge anzusprechen, die schwierig sind oder verunsichern. Denn durchs Reden kommen die Leute zusammen. Innerhalb des Angebots der Personalentwicklung haben wir bereits ein Sensibilisierungstraining durchgeführt und versuchen durch Einzelgespräche ein bestmögliches Umfeld zu schaffen.

 

Info

Zum Kreis der begünstigten behinderten MitarbeiterInnen zählen jene, die einen behördlich festgestellten Grad der Behinderung von mindestens 50 Prozent aufweisen und diesen offiziell in der Personalabteilung gemeldet haben. Die Kontaktdaten der Behindertenvertrauensperson, Informationen zur Feststellung des Behinderungsgrades bzw. zur Aufnahme in den Kreis der begünstigten Behinderten sind im Intranet VetEasy unter der Rubrik „Ungehindert behindert“ zu finden.