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Insektenallergien: das große Krabbeln

Neben Menschen können auch Tiere auf Insekten allergisch reagieren. Die durch Stiche ausgelöste Reaktion auf Insektengifte zählt in diesem Zusammenhang wohl zu den am besten erforschten Allergieformen. Nicht annähernd geklärt sind dagegen die möglichen Auswirkungen neuer Trends: etwa das Allergiepotential essbarer Insekten, wie nun ein neues Europäisches Positionspapier von ExpertInnen des interuniversitären Messerli Forschungsinstitutes der Vetmeduni Vienna, MedUniWien und Uni Wien aufzeigt. Die Veröffentlichung fasst den derzeitigen Wissensstand zum Thema Insektenallergene zusammen.

Auslöser für Allergien bei Tier und Mensch (Grafik © Matthias Moser)

Nicht nur Menschen können durch den Kontakt mit Insekten allergische Reaktionen erleiden. Auch andere Säuger wie Katze, Hund oder Pferd sind davon betroffen. Ein neues Europäisches Positionspapier von Forschenden rund um Isabella Pali-Schöll und Erika Jensen-Jarolim vom interuniversitären Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni Vienna zeigt aktuelles Wissen und speziell die Wissenslücken des Allergiepotentials durch Insekten auf.

Insekten können auf verschiedenen Wegen Allergien auslösen. Die am besten erforschte Variante in Tier und Mensch ist die durch Stiche ausgelöste Allergie gegen Insektengifte, die auch im Tier schwerwiegende Symptome bis hin zum anaphylaktischen Schock auslösen kann. Stiche sind jedoch schwer zu vermeiden, daher ist die Allergen-Immuntherapie zur spezifischen Desensibilisierung in diesem Fall die erste Behandlungswahl.

Wissenschaftlich bestätigt wurden ebenso bereits die Risiken einer Allergisierung gegen Insekten über die Einatmung, allerdings nur beim Menschen. Dies ist besonders im Bereich der Berufsallergien der Fall, etwa bei ArbeiterInnen in der Insektenzucht für Tierfutter von Fischen und Reptilien oder in der Forschung. Möglicherweise spielt in diesen beruflichen Situationen auch die Sensibilisierung über die Haut eine wesentliche Rolle.

Insekten am Speiseplan als Allergieauslöser?

Bei Mensch und Tier rückt durch den neuen Trend zu essbaren Insekten zudem ein weiterer Allergieauslöser in den Fokus. Mehlwürmer, Heuschrecken, Grillen und Heimchen werden sowohl in ursprünglicher, als auch verarbeiteter Form von Menschen als alternative Proteinquelle genutzt. Ebenso werden im Tierfutter für Fische und Hühner, aber auch bereits für Hunde, Insekten eingesetzt. Das vermutlich hohe Allergiepotential, auch im Sinne von Kreuzreaktionen durch mehrere Insekten sowie mit Hausstaubmilben und Shrimps, ist dabei für Menschen erst zum Teil geklärt – noch weniger, was Haus- und Nutztiere betrifft.

Im Bereich der Diagnose und Therapie zeigt sich außerdem, dass für viele Insekten – besonders für jene, die im Zuge des Klimawandels nun auch in unseren geographischen Breiten auftreten – die notwendigen Extrakte oder Moleküle für eine genaue Diagnosestellung fehlen, in weiterer Folge auch für die Therapie. Die Veröffentlichung weist daher vor allem auf den Bedarf von weiteren vergleichenden Studien zu den Mechanismen, der Diagnose und den richtigen Maßnahmen bei Insektenallergien hin.

Das europäische Positionspapier “EAACI position paper: Comparing insect hypersensitivity induced by bite, sting, inhalation or ingestion in human beings and animals” von Pali-Schöll I, Blank S, Verhoeckx K, Mueller RS, Janda J, Marti E, Seida AA, Rhyner C, DeBoer DJ, Jensen-Jarolim E wurde im Journal “Allergy” publiziert. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/all.13722