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Universität

Ruanda hautnah

Aus VETMED 03/2019 - „Man sollte auf jeden Fall darauf vorbereitet sein, dass man in den vier Wochen mit sehr wenig auskommen muss“, erzählt Clara Buxbaum über ihren Aufenthalt in Ruanda. Sie ist eine von vier Studierenden der Vetmeduni Vienna, die dieses Jahr ihre Sommerferien dazu genutzt haben, um nach Ostafrika zu reisen, dort die Ärmel aufzukrempeln und ihr Wissen sowie ihre Fähigkeiten als angehende VeterinärmedizinerInnen weiterzugeben und einzusetzen.

Anfang August treffen Clara Buxbaum, Tamara Huber, Lara Keber und Andreas Meißl (Vetmeduni Vienna) das erste Mal auf vier Studierende der University of Rwanda (College of Agriculture, Animal Sciences and Veterinary Medicine, kurz CAVM). Gemeinsam unterstützen sie ein vierwöchiges Kastrationsprojekt in Ruanda, bereisen das Land und absolvieren ein Praktikum im Bereich Nutz- und Großtiere. Am Ende des Monats verabschieden sich die gleichen Personen wieder voneinander. Sie sind unter Supervision der TierärztInnen Otto Fischer, Thomas Schwarzmann, Helga Keinprecht und René Brunthaler zu einem eingespielten Team zusammengewachsen.

One Health: Mensch und Tier

Clara Buxbaum hat die Vielfältigkeit und den kulturellen Reichtum bereits in verschiedenen Ländern Afrikas kennen und lieben gelernt. Die 27-Jährige befindet sich im letzten Abschnitt ihres Studiums der Veterinärmedizin an der Vetmeduni Vienna, momentan absolviert sie das Modul Conservation Medicine.
(Conservation Medicine beschäftigt sich damit, dass durch den Menschen verursachte Faktoren – etwa Lebensraumverlust und -fragmentierung, globalisierter Handel und Klimawandel – Einfluss auf die Gesundheit und Krankheit von Wildtieren nehmen.)

Mit der Schnittstelle zwischen Mensch und Tier wurde die Studentin auch in Ruanda konfrontiert: „Es geht unter anderem darum, den Tierbesitzerinnen und -besitzern klar zu machen, dass eine gewisse Verantwortung damit einhergeht, einen Hund zu halten. Auch Tierschutz ist ein wichtiges Thema, über das es zu sprechen gilt.“ Traditionelle „Kastrationsmethoden“, die teils vor Ort noch durchgeführt werden, seien weder effizient noch tierschutzkonform.

Einfache Mittel, großer Effekt

Bis zu 20 Tiere täglich wurden von dem Team kastriert und gegen Tollwut geimpft. Die Arbeitsumstände waren oft herausfordernd. Oder wie es Buxbaum beschreibt: einfach anders. „Die Kommunikation ist manchmal schwieriger als bei uns, oft gehen Informationen verloren. Und wenn die Personen im Dorf erst am späten Nachmittag mit ihren Hunden kamen, mussten wir eben bis zum Sonnenuntergang arbeiten“, erklärt die Studentin mit einer gewissen Selbstverständlichkeit. Meist standen zwei bis drei OP-Tische in leerstehenden Klassenräumen zur Verfügung, Kreativität und „Out of the Box“-Denken waren gefragt: „Man bemüht sich natürlich, so gut wie möglich hygienische Standards einzuhalten. Das erste Mal, als ich so gearbeitet habe, war ich wirklich erstaunt, wie gut die Arbeit unter so simplen Gegebenheiten funktioniert. Das Wichtigste ist in meinen Augen, dass es den Hunden nach dem Eingriff gut geht. Und das ist der Fall.“

Zusammen mehr erreichen

Doch nicht nur auf professioneller Ebene, sondern auch persönlich nimmt Clara Buxbaum Erfahrungen mit, die ihr zukünftiges Leben prägen werden. Etwa seien Dankbarkeit und Respekt in Ruanda eine Selbstverständlichkeit, die in Europa im Stress des Alltags oft untergeht. Dass es von Vorteil ist, gewisse Eigenschaften mitzubringen, damit ein solches Praktikum auch Spaß macht, bestätigt Buxbaum: „Man braucht Geduld und Teamgeist, muss sich auf die Situation einlassen. Es geht nicht darum, dass man sagt, ,Ich will so viele Operationen wie möglich machen‘, sondern darum, zu schauen, dass das Team als Ganzes gut funktioniert und gleichzeitig die Stärken der einzelnen Personen gefördert werden, sodass jeder etwas mitnehmen und lernen kann.“

Tipps für Interessierte

Über das Büro für internationale Beziehungen (BIB) der Vetmeduni Vienna kann für den Aufenthalt in Ruanda die Joint-Study Free Mover-Förderung beantragt werden. Bewerbungen für das nächste Kastrationsprojekt im August 2020 können bis 10. Februar 2020 per Mail an Otto Fischer (owfischer@aol.com) gerichtet werden.

Über Otto Fischer: 

Otto Fischer ist Alumnus der Vetmeduni Vienna. Er ist Initiator und Verantwortlicher für den studentischen Austausch, die Kooperation mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien und das Kastrationsprojekt in Ruanda. Überzeugt davon, dass die Gesundheit der Tiere unmittelbar mit jener der Menschen einhergeht, gründete er das Tierspital New Vision Veterinary Hospital (NVVH) in Musanze sowie die Initiative Future4Kids, mit Hilfe derer Kinder und Jugendliche vor Ort unterstützt werden. TeilnehmerInnen am Kastrationsprojekt werden im Mountain Gorilla Education Centre untergebracht, einer Bildungseinrichtung von Future4Kids, von der aus sie in 45 Minuten zu Fuß in die Klinik des NVVH gehen können.

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