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Universität

Vetmeduni Vienna trauert um Lore Vasicek

Mit großer Trauer informieren wir über das Ableben Lore Vasiceks. Die ehemalige Leiterin der Universitätsklinik für Geflügel an der Vetmeduni Vienna verstarb am 7. Oktober 2020.

Lore Vasicek. Foto: Wolfgang Vasicek

Nachruf: Zum Tod von Frau Univ.-Prof. Dr. Lore Vasicek

Frau Professor Dr. Lore Vasicek wurde am 13. März 1933 in Darmstadt, Deutschland, geboren, wo sie die ersten Jahre ihres Lebens verbrachte. Während ihrer Volksschulzeit ging die Familie zurück nach Wien, und hier maturierte sie im Jahr 1951. Sogleich begann Frau Professor Vasicek an der Tierärztlichen Hochschule in Wien das Studium der Veterinärmedizin. Sie legte 1957 das Tierärztliche Staatsexamen ab und 1958 wurde sie in Wien zum Dr.med.vet. promoviert. 

Ihre berufliche Laufbahn begann sie sogleich 1958 als wissenschaftliche Hilfskraft an der Rinderklinik, ab 1960 wechselte sie als Assistentin an die 1. Medizinischen Klinik der Tierärztlichen Hochschule Wien, vorerst bis zum Jahre 1966. In dieser Zeit absolvierte sie mehrere Studienaufenthalte in Hannover, Weybridge und Edinburgh. Ein sie prägendes Erlebnis war ein zweijähriges Fellowship vom US-National Institute of Health, welches sie an der University Davies in Kalifornien absolvierte. Während dieses Aufenthalts – mit dem Schwerpunkt Mycoplasmose beim Geflügel – wurde der Grundstein für ihre weitere wissenschaftliche Tätigkeit und ihre Laufbahn in der Geflügelmedizin gelegt. Durch die Mitarbeit am umfangreichen Lehrbuch „Spezielle Pathologie und Therapie der Geflügelkrankheiten" der Professoren Gratzl und Köhler hielt sie die Verbindung zu ihrer Alma Mater aufrecht, es erlaubte ihr auch, ihr Wissen weiter zu vertiefen.

Nach der Rückkehr nach Wien 1968 übernahm sie als Assistenzprofessorin die Leitung des Geflügellabors an der 1. Medizinischen Universitätsklinik der Tierärztlichen Universität Wien, das sie sukzessive weiter ausbaute. Dabei verdient besondere Erwähnung, dass Frau Professor Vasicek nach dem frühen Tod von Professor Jaksch und später von Professor Laber zusätzlich mit der kommissarischen Leitung der 1. Medizinischen Klinik und allen damit verbundenen Aufgaben über jeweils mehrere Jahre betraut war. Wenn sie damit auch ihre Begeisterung für die Innere Medizin verwirklichen konnte, berichtete sie später immer mit gemischten Gefühlen von Nachtdiensten und Einsätzen in der Spanischen Hofreitschule. Pferde waren nicht ihre Lieblingspatienten, dafür vertiefte sie mehr und mehr ihre Kenntnisse im Bereich Zier- und Zoovögel, zusätzlich zum Nutzgeflügel. Sie war 1988 maßgeblich an der Etablierung der Sektion Geflügel innerhalb der Österreichischen Gesellschaft der Tierärzte (ÖGT) beteiligt und deren erste Vorsitzende, was mit der Ehrenmitgliedschaft der ÖGT im letzten Jahr honoriert wurde.

Die harte Aufbauarbeit wurde von Erfolg gekrönt: 1995 wurde die Universitätsklinik für Geflügel ins Leben gerufen, unter ihrer Leitung als Vorstand und Universitätsprofessorin. Der Start war nicht einfach, da bei der Planung des neuen Campus in Floridsdorf keine eigenständige Geflügelklinik geplant war. Aber auch dies meisterte sie mit dem notwendigen Durchsetzungsvermögen und einem sie kennzeichnenden Optimismus. Am 30. September 2001 wurde Frau Professor Vasicek emeritiert und sie konnte sich fortan ihren Vorlieben, dem Reisen, der Kultur, Literatur und der Natur, insbesondere ihren Rosen, widmen. Dabei hatte sie einen ausgeprägten Sinn für das Grundsätzliche und Wichtige, sich selbst im Vordergrund zu sehen war nicht ihre Welt. Dazu gehörte auch, dass sie die enorme Aufbauarbeit in einem von Männern dominierten Umfeld nie thematisiert hat, es hätte nicht ihrem Wesen und Anspruch an sich selbst entsprochen. Nach ihrer Emeritierung hat sie noch über Jahre an den Weihnachtsfeiern der Klinik teilgenommen und dem wissenschaftlichen Nachwuchs ihre vielfältige Erfahrung und umfangreiches Wissen, oft gepaart mit tiefgründigem Humor und Anekdoten aus der Linken Bahngasse, weitergegeben. Dabei wurde deutlich, welche enorme Leistung Frau Professor Vasicek in ihrer langen Tätigkeit für den tierärztlichen Berufsstand und die Veterinärmedizinische Universität in Österreich geleistet hat.

Michael Hess