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An der Schnittstelle von Forschung und Prävention

DIETER LIEBHART hat sich auf die Immunreaktion sowie die Histopathologie bei Geflügelkrankheiten und deren Prävention spezialisiert. Den Assoziierten Professor treiben interagierende Bewegungen voran: wissenschaftliche Neugier im Forschungsneuland, laufende Routine-Diagnostik mit Proben aus aller Welt und aktuelles Wissen für den Nachwuchs in Hörsäle zu tragen.

Foto: Michael Bernkopf/Vetmeduni

Der Pathologe weiß alles ganz genau, aber leider zu spät, so lautet ein gängiger Kalauer. Im Fall von Geflügelkrankheiten sieht Dieter Liebhart gerade in der genauen Untersuchung eines toten Tiers den größten Nutzen für den lebenden Bestand. Denn aus einem raschen und eindeutigen Diagnosebefund können passende vorbeugende Maßnahmen abgeleitet werden. Rasch kristallisierte sich im Diplomstudium für den heute 46-jährigen Niederösterreicher das Interesse an Infektionskrankheiten heraus. Neben dem allgemeinen Wunsch, kranke Tiere zu heilen, zeigte sich seine starke Forschungsorientierung. Er bewarb sich um eine Doktorarbeit (2004–2007) mit der Aufgabenstellung, einen histologischen Nachweis für den Parasiten Histomonas meleagridis zu entwickeln, der bei Puten und Hühnern die oft tödliche Schwarzkopfkrankheit auslöst.

Eindeutige Diagnose tut Not

Die Tragweite der Entscheidung für seine künftigen Forschungsprojekte konnte der gebürtige Kremser damals noch nicht abschätzen: „Ich habe eine funktionierende Methode etabliert. Mittels In-situ-Hybridisierung kann mit einer Gensonde direkt im Gewebe die DNA des Erregers markiert und eindeutig nachgewiesen werden.“ Dieser Nachweis kann sowohl in der Diagnostik nach dem Tod des Tiers als auch zum Nachweis der Wirt-Erreger-Interaktion im Gewebe verwendet werden. In der Forschung können so neue Erkenntnisse zur Wirt-Erreger-Interaktion gewonnen werden, zum Beispiel die Untersuchung der zellulären Immunreaktion. Gerade für die relativ häufige Schwarzkopfkrankheit ist das von großer Relevanz, da Medikamente für die Behandlung vom Markt genommen werden mussten (sie stehen im Verdacht, krebserregend zu sein). Zum anderen kann der Kontakt mit dem Parasiten oft nicht verhindert werden, weil Geflügel erfreulicherweise immer öfter in Freilandhaltung gehalten wird. Aktuell werden vor allem Hygienemaßnahmen durchgeführt, um die Verbreitung in einem Bestand (zum Beispiel über Regenwürmer) zu reduzieren. Seziertisch und Mikroskop sind aber nicht seine einzigen Arbeitsmittel. Auch mit dem Fachgebiet Immunologie schließt sich der Kreis zur Prophylaxe, wenn er sich an Studien über Geflügel für die Entwicklung von vorbeugenden Impfungen beteiligt. Wobei sich Immunreaktionen in Blutproben, aber auch im Gewebe und den Organen zeigen.

Dieter Liebhart war schon in der Schule, auch ohne die Tätigkeit praktisch zu kennen, klar, dass er Tiermedizin studieren möchte: „Mein Lieblingsfach im Informatik-Realgymnasium war Biologie. Physiologische Prozesse haben mich fasziniert und durch die harte Eingangsphase im Studium, auf die ich schulisch nicht speziell vorbereitet war, durchmotiviert.“ Postgradual hat er durch seine fachspezifischen Tätigkeiten den Diplomate am European College of Poultry Veterinary Science (ECPVS) erlangt, wo er auch als Vorsitzender des Prüfungskomitees tätig ist. Davor verbrachte er 2010 einen zweimonatigen Forschungsaufenthalt in den USA.

Die Welt zu Gast in Wien

Dass seine Wirkungsstätte Wien geblieben ist, obwohl in der Wissenschaft Internationalität als hoher Wert gilt, hat auch private Gründe. Seine Begeisterung für eine universitäre Karriere, die er auf einer Laufbahnstelle der Vetmeduni gezielt verfolgt, fußt auf drei verwobenen Bereichen: „Ich möchte wissenschaftliches Neuland betreten und mehr herausfinden – das ist immer Teamarbeit.“ Zudem bekommt die Abteilung Geflügelmedizin der Klinik für Geflügel und Fische aus der ganzen Welt Proben zur Diagnostik geschickt. Die Welt ist so quasi regelmäßig bei ihm zu Gast: „Mit jeder Probe, die man sieht, bekommt man einen Einblick, was draußen passiert. Woran ich forsche und was ich sehe, gebe ich wiederum in der Lehre weiter. Das ist eine sehr reizvolle Aufgabe für mich.“

Text: Astrid Kuffner

Dieser Artikel erschien in VETMED Magazin 02/2021