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Adventkalender

1. Dezember

Wussten Sie ...? 

Neue Erkenntnisse zum Hundeverhalten

In aktuellen Studien der Vetmeduni wurde zum einen untersucht, ob Hunde menschliche Angst riechen können, zum anderen, ob die "besten Freunde des Menschen" zur Perspektivenübernahme fähig sind.

Testaufbau „Hunde lesen das Verhalten von Menschen, ohne sie zu sehen":

Insgesamt wurden 73 Hunde – davon 36 in der Test- und 37 in der Kontrollgruppe – vor folgende Aufgabe gestellt: Die Vierbeiner konnten entscheiden, ob und wo sie in Abwesenheit eines Menschen, der ihnen dies verboten hatte, Futter stehlen sollten. Erkennen konnten die Hunde die Anwesenheit der Versuchsleiterin nur anhand eines Geräuschs (Karottenschneiden), das sie während einer dem eigentlichen Test vorangehenden Phase wahrgenommen hatten. In dieser Phase hatten die Hunde auch die Möglichkeit zu beobachten, von welcher Stelle im Raum der Karotten schneidende Mensch zu sehen war.

Die Hunde zogen folgenden Schluss: „Sieht mich auch wirklich niemand? Dann kann ich doch das Futter stehlen!“

Sie konnten das Futter von zwei im Raum aufgestellten Tellern stibitzen. „Die meisten Hunde bedienten sich lieber von jenem Teller, der von der Stelle aus, an welcher der Mensch zuvor Karotten gehackt hatte, nicht zu sehen war – und zwar dann, wenn sie eine Wiedergabe des Hackgeräusches aus einem Lautsprecher hörten. Das taten sie jedoch nicht, wenn sie nur ein Kontrollgeräusch – dabei handelte es sich um Straßenlärm – hörten“, erklärt Universitätsprofessor und Studien-Erstautor Ludwig Huber vom Messerli Forschungsinstitut für Mensch-Tier-Beziehung der Vetmeduni.

Das Ergebnis ist beeindruckend: Rund 75 Prozent der getesteten Hunde zogen den richtigen Schluss, obwohl sie die Menschen nicht sahen, sondern nur hörten. Konkret entschieden sich 28 der 36 Hunde aus der Testgruppe, beim Hören des Schneidegeräusches den nicht einsehbaren Futterteller aufzusuchen, um sich dort unerlaubterweise des Futters zu bemächtigen. Und sie wählten diesen Teller, obwohl er sich näher beim mit der Person assoziierten Schneidegeräusch befand. Dazu Huber: „Die Hunde mieden also ganz bewusst nicht nur die vermutete Versuchsperson, die sie zu hören glaubten, aber nicht sehen konnten, sondern schienen darüber hinaus zu versuchen, von ihr nicht gesehen zu werden oder sie nicht zu sehen, wenn sie verbotenerweise das Futter fraßen.“

Mehr zur Studie

Zum wissenschaftlichen Artikel “Canine perspective taking: Anticipating the behavior of an unseen human”


Testaufbau „Riechen Hunde menschliche Angst?":

Hunde sind bekannt für ihre Fähigkeit, menschliche Emotionen zu spüren. Aber wie reagieren sie auf den Geruch von Angst? Eine Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien beleuchtet diese Frage und zeigt, dass Hunde menschliche Angst-Chemosignale wahrnehmen und darauf individuell reagieren – was die bisherige Annahme eines einheitlichen Vermeidungsverhaltens in Frage stellt.

An der Studie nahmen 61 Hunde teil, die in zwei Gruppen aufgeteilt wurden. Die Versuchsgruppe wurde zwei Zielobjekten ausgesetzt, von denen eines mit menschlichem Angstschweiß und das andere mit einem neutralen menschlichen Geruch versehen war. Die Kontrollgruppe wurde hingegen zwei Zielobjekten mit neutralem menschlichem Geruch ausgesetzt.
Hunde, die dem Angstgeruch ausgesetzt waren, zeigten Verhaltensweisen, die auf Unbehagen oder Zögern hindeuteten, beispielsweise verbrachten sie mehr Zeit in der Nähe des Versuchsleiters, senkten ihre Schwänze und brauchten länger, um sich den Zielen zu nähern. Das auffälligste Ergebnis war jedoch die Variabilität der individuellen Reaktionen. Während einige Hunde zögerten, sich dem Angstgeruch zu nähern, näherten sich andere ihm schneller als dem neutralen Geruch. Dies stellt die gängige Annahme in Frage, dass Hunde eine angeborene Tendenz haben, menschliche Angstgerüche zu vermeiden.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Hunde von menschlichen Angstgerüchen beeinflusst werden, ihre Reaktionen jedoch alles andere als einheitlich sind“, sagt Studien-Erstautorin Svenja Capitain vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Vetmeduni. „Diese Variabilität könnte durch Faktoren wie Lebenserfahrung, Training oder sogar Rasse beeinflusst werden, allerdings sind weitere Untersuchungen erforderlich, um diese Einflüsse zu bestätigen.“ Interessanterweise fand die Studie keine signifikanten Auswirkungen von Alter oder Geschlecht auf die Reaktionen der Hunde, was mit früheren Untersuchungen übereinstimmt.

Mehr zur Studie

Zum wissenschaftlichen Artikel “Not just avoidance: Dogs show subtle individual differences in reacting to human fear chemosignals“