- VetSim /
- Konzept
Die veterinärmedizinische Ausbildung lässt sich in drei Hauptdomänen einteilen:
- Kognitive Domäne:
Der/die Tierärzt:in als Wissenschaftler:in – umfasst analytisches Denken und Problemlösung. - Psychomotorische Domäne:
Der/die Tierärzt:in als Kliniker:in – bezieht sich auf manuelle und technische Fähigkeiten. - Verhaltensdomäne:
Der/die Tierärzt:in als Profi – umfasst ethisches Verhalten und Kommunikation.
Die psychomotorische Domäne ist besonders relevant für Skills Labs, da sie sich auf die schrittweise Entwicklung praktischer Fertigkeiten konzentriert – von einfachen Handgriffen bis hin zu komplexen klinischen Verfahren.
Die Anzahl der Skills Labs nimmt weltweit zu, insbesondere auch in Entwicklungsländern. Diese Einrichtungen ermöglichen einen standardisierten, strukturierten und studierendenzentrierten Erwerb praktischer Fertigkeiten und bereiten Studierende optimal auf den Umgang mit lebenden Tieren vor. Das Hauptziel der Skills Labs ist es, die Day-One-Kompetenzen zu vermitteln und den Studierenden einen Raum zu bieten, in dem sie diese gezielt trainieren können.
Unter Day-One-Skills versteht man in der Veterinärmedizin die grundlegenden praktischen Fähigkeiten, die Studierende direkt nach ihrem Abschluss sicher und selbstständig anwenden können müssen. Dazu gehören zum Beispiel Venenpunktionen, Injektionen, das Legen von Venen- und Harnkathetern, das Setzen von Nasenschlundsonden, das Anlegen von Verbänden, verschiedene Nahttechniken und Wundversorgungen sowie die Fixierung und das Handling unterschiedlicher Tierarten – von Heimtieren bis hin zu Schweinen. Auch verschiedene diagnostische Maßnahmen zählen dazu, angefangen bei allgemeinen Untersuchungen bis hin zu fortgeschrittenen Verfahren wie rektalen Untersuchungen bei Pferd oder Rind.
Unser Ziel in der Lehre ist es, dass die Studierenden diese Day-One Kompetenzen bereits während des Studiums erlernen und am Modell üben können, bevor sie sie am lebenden Tier anwenden. Dadurch erhöhen wir die Sicherheit und das Wohlbefinden für Tier und Mensch und gewährleisten eine bestmögliche Vorbereitung auf die spätere Berufspraxis. Dies entspricht auch den Tierschutzanforderungen der EAEVE-Akkreditierung und dem international etablierten Prinzip: „Niemals das erste Mal am lebenden Tier“.
Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, wurde an der Veterinärmedizinischen Universität Wien das VetSim Skills Lab eingerichtet. Es handelt sich dabei um ein speziell ausgestattetes Lehrlabor, das es Studierenden ermöglicht, klinisch relevante Fähigkeiten in einer sicheren, kontrollierten Umgebung an Modellen und Simulatoren zu erlernen. Es bildet eine Brücke zwischen theoretischem Wissen und praktischer Anwendung, indem es realitätsnahe Szenarien ohne Risiko für Tier oder Mensch ermöglicht.
Vorteile für alle Beteiligten:
- Für Studierende:
Sie gewinnen Sicherheit und Erfahrung, bevor sie in der Praxis tätig werden. Fehler können am Modell gemacht und reflektiert werden – ohne Konsequenzen für ein Lebewesen. - Für Tiere:
Weniger Belastung und Stress durch tiergerechte Lehre. Die Zahl der notwendigen Tierversuche bzw. -einsätze wird deutlich reduziert. - Für Lehrende:
Mehr Flexibilität, bessere Standardisierung der Lehre und objektive Beurteilung der Fertigkeiten. - Für die Gesellschaft:
Eine moderne, verantwortungsbewusste Ausbildung schafft Vertrauen in die Tiermedizin und entspricht ethischen Erwartungen.