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Universität

Vergangenheit sichtbar machen: Neue Info-Stele beim Kriegerdenkmal

Historische Erinnerungszeichen am Campus der Vetmeduni: Remember NOW!

Rektor Matthias Gauly (rechts) und Historiker Alexander Pinwinkler.
Foto: Thomas Suchanek/Vetmeduni

Unter dem Motto „Remember NOW!“ werden historisch bedeutsame Orte am Campus der Vetmeduni sichtbar gemacht. Den Anfang bildet eine neue Info-Stele, die beim Kriegerdenkmal im Innenhof des Rektoratsgebäudes errichtet wurde.

Ein Kriegerdenkmal am Campus, das an die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege erinnert? Das passt nicht so recht hierher, wo doch der neue Campus erst 1996 bezogen wurde. Lange Zeit fehlte jegliches Wissen zur Denkmalsgeschichte. Erst im Zuge der Ringvorlesung 2023/24 „Vom (Ver-) Schweigen zum Erinnern: Universitäten und ihr Umgang mit Verfolgung und Ausgrenzung 1933-1945“ wurde der Umgang mit dem Denkmal diskutiert. In der Folge entstand ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Verein zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Zeitgeschichte.

„Universitäten haften für ihre Vergangenheit“

Mit dieser markanten Aufschrift auf einer Baustellentafel machte Anfang 2025 eine Installation anonymen Ursprungs auf diese Lücke öffentlich aufmerksam. Die Recherchen des Zeithistorikers Alexander Pinwinkler lieferten neue Erkenntnisse zum Kriegerdenkmal und ermöglichten erstmals eine historische Einordnung: Das Denkmal wurde 1926 nach Entwürfen des Wiener Bildhauers Alfred Hofmann und auf Initiative der damaligen Studentenschaft der Tierärztlichen Hochschule mit Unterstützung der Professorenschaft errichtet. Die aktuellen Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass das Denkmal nicht nur der Totenehrung diente, sondern auch von deutschnationalem Opferkult zeugt und von antisemitischer und politischer Aggression geprägt war. Die feierliche Enthüllung des Denkmals war ein politischer Akt, der die Heroisierung der Gefallenen und gleichsam den großdeutschen Gedanken propagierte.

Erstes Erinnerungszeichen am Campus

Die neue Info-Stele soll das historische Erinnerungszeichen sichtbar machen und das lange Zeit unerforschte Denkmal in einen zeitgemäßen, kritischen Diskurs einbetten. „Die Erinnerungsarbeit fördert die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Eine reflektierte und kritische Erinnerungskultur trägt dazu bei, wachsam für die Entwicklungen der Gegenwart zu bleiben. Erinnern ist ein Prozess, der niemals abgeschlossen sein darf“, betont Rektor Gauly die Bedeutung der historischen Aufarbeitung und unterstreicht den Stellenwert der universitären Erinnerungskultur.

Der Zeithistoriker Alexander Pinwinkler weist darauf hin, dass Denkmäler und andere Erinnerungszeichen im öffentlichen Raum nie neutral gewesen seien. Sie würden Werthaltungen und Geschichtsbilder der historischen Epochen reflektieren, in denen sie errichtet worden seien. „Indem wir die historischen Zeitschichten offenlegen, unter denen das sogenannte Kriegerdenkmal lange Zeit verschüttet gewesen ist, eröffnet sich ein Diskursraum, der uns die Möglichkeit zur kritisch-reflexiven Positionierung gibt. Das historische Erinnerungszeichen avanciert so zu einem „Denk-Mal“: Es soll uns dazu anregen, grundsätzlich darüber nachzudenken, wie wir das gesellschaftliche Zusammenleben konstruktiv und zukunftsorientiert weiterentwickeln können“, erklärt Pinwinkler, der die Vetmeduni bei der Etablierung einer Erinnerungskultur fachlich unterstützt.

Erinnern an der Vetmeduni

Seit 2024 begleitet eine siebenköpfige Austauschgruppe die Aktivitäten zur Erinnerungskultur an der Vetmeduni. Die Gruppe trifft sich regelmäßig und ist offen für alle interessierten Universitätsangehörigen. Zu den geplanten Maßnahmen unter dem Motto „Remember NOW!“ gehören eine Ausstellung über vertriebene jüdische Studierende  basierend auf dem Projekt der Zeithistorikerin Lisa Rettl „Heilsames Erinnern“, eine Ringvorlesung im Sommersemester 2026 sowie die Aufarbeitung der NS-Belastung der Rektoren der Vetmeduni.

Weiterführende Informationen:

Vetmeduni historische Erinnerungsorte: Kriegerdenkmal am Campus



alle Fotos: Thomas Suchanek/Vetmeduni

Universität

Internationales Holocaust-Gedenken in Polen: Vetmeduni-Vizerektorin Barbara Bockstahler nimmt am March of the Living teil

Vom 22. bis 27. April 2025 findet die mehrtägige Gedenkveranstaltung in Polen statt, um der Opfer des Holocaust zu gedenken. Die Vetmeduni ist erstmals bei der mehrtägigen international besuchten Gedenkveranstaltung vertreten, deren Höhepunkt der March of the Living ist. Dabei marschieren die Teilnehmer:innen gemeinsam mit Holocaust-Überlebenden vom Konzentrationslager Ausschwitz zum Vernichtungslager Ausschwitz-Birkenau.

Mit Barbara Bockstahler nehmen dieses Jahr zahlreiche Vertreter:innen aus dem Bildungs- und Hochschulbereich teil. Den Organisator:innen ist es ein Anliegen, Universitäten in ihrer Rolle als Wissensvermittler in den Fokus zu rücken und das Verständnis über die Entstehung von Antisemitismus, Rassismus und Hass zu verbessern. Viele Universitäten sehen sich in jüngster Zeit mit einem besorgniserregenden Anstieg antisemitischer Vorfälle konfrontiert und sind gefordert Strategien gegen Antisemitismus und Intoleranz zu entwickeln.

Ergänzend zu den Gedenkfeierlichkeiten finden Führungen und vertiefende Begegnungen mit Holocaust-Überlebenden, Expert:innen und Veranstaltungen zum Erfahrungsaustausch statt.

Neues Projekt: Heilsames Erinnern. Ein Folgeprojekt zur Geschichte jüdischer Studierender der Tierärztlichen Hochschule Wien

Im Zentrum dieses biografisch orientierten Forschungsprojekts der Historikerin Lisa Rettl steht eine akademische Berufsgruppe, über deren Lebenswege im Nationalsozialismus wenig bekannt ist: Jüdische Tierärzte, die zwischen 1930 und 1938 an der Wiener Tierärztlichen Hochschule (TiHo) studiert haben, sowie deren Nachkommen in Israel.

Weitere Infos

Die unbekannte Geschichte des Kriegerdenkmals am Campus der Vetmeduni

Recherchen von Priv.-Doz. Dr. Alexander Pinwinkler haben neue Details zur Entstehungsgeschichte des Denkmals hervorgebracht. Die Ergebnisse zeigen, dass das Denkmal keineswegs als "Friedensdenkmal" errichtet wurde. 

Ein aktuelle Aktion seit dem Jänner 2025 verhilft dem Denkmal im Innenhof zu mehr Sichtbarkeit.

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