- Tierschutzwissenschaften /
- Forschung
Research Strategy 2019-2024
Forschungsbereiche
Die Forschung konzentriert sich auf zwei Kernforschungsbereiche, für die wir international anerkannt und führend sind:
- Sozialverhalten und Mensch-Tier-Beziehung wegen ihrer positiven Auswirkungen auf das Wohlergehen
- Precision Livestock Farming (PLF) im Zusammenhang mit der Echtzeit- und kontinuierlichen Bewertung des Tierschutzes.
Positive Effekte des Sozialverhaltens und der Mensch-Tier-Beziehung auf das Wohlergehen
Sozialverhalten organisiert viele der affektiven und stressbewältigenden Prozesse, die Haustiere in ihrem täglichen Leben anwenden. Wir konzentrieren uns auf die Erläuterung der Vorteile von sozio-positivem Verhalten als Faktoren, die positives Wohlbefinden fördern. Ziel ist es, Verbesserungen in der Tierhaltung zu identifizieren, die die Vorteile des Sozialverhaltens in der Praxis nutzen. Zu den Forschungsthemen gehören:
- Positive soziale Interaktionen, die die Verhaltenstypen charakterisieren: Zugehörigkeit, soziales Nosing, Mikroverhalten.
- Charakterisierung der Qualität sozialer Beziehungen und ihrer Implikationen für das Wohlergehen: Emotionsregulation, neurobiologische Funktion, Auswirkungen auf die Tiergesundheit.
- Prosoziales Verhalten, indem seine Auswirkungen auf das Wohlergehen anderer Personen und möglicherweise des Spenders aufgeklärt werden.
- Soziale Unterstützung durch Steigerung der Stressbewältigungsfähigkeiten.
- Sozialverhaltensentwicklung bei Jungtieren: kuhgebundene Kälberaufzucht in der Milchviehhaltung, Sauen in Laufställen, Vergesellschaftung mit fremden Artgenossen.
- Die neurophysiologische Grundlage des Sozialverhaltens: Oxytocin etc.
Menschen nehmen trotz zunehmender Herdengröße und Automatisierung einen wichtigen Platz im Leben von domestizierten Tieren ein. Diese Forschung konzentriert sich auf das Konzept einer positiven Mensch-Tier-Beziehung für Nutz- und Heimtiere, einschließlich:
- Die Wahrnehmung des Tieres von verschiedenen sanften Interaktionen mit Menschen und die Merkmale dieser Interaktionen in Bezug auf Kontrolle, Reziprozität oder im Kontext von tiergestützten Interventionen.
- Nachweis positiver Emotionen bei Interaktionen mit Menschen.
- Ermöglichen von Stressabbau während unvermeidbarer aversiver Verfahren, wie z. B. Handhabung, (tierärztliche) Untersuchung, Transport oder durch Training, um Stress zu minimieren und Sicherheit zu gewährleisten.
- Langfristige positive Auswirkungen auf die Tiergesundheit, das psychische Wohlbefinden und die Produktivität.
- Berichte von Tierpflegern, die durch Umfragen über die menschliche Einstellung gegenüber Tieren gewonnen wurden, um ihre Assoziationen mit menschlichem Verhalten und Entscheidungsfindung und deren Auswirkungen auf das Verhalten und Wohlergehen der Tiere zu untersuchen.
Precision Livestock Farming (PLF) im Zusammenhang mit der Echtzeit- und kontinuierlichen Bewertung des Tierschutzes.
Die Bewertung des Tierschutzes erfolgt üblicherweise durch Verhaltensbeobachtung, diese Form kann jedoch beschwerlich sein. Kontinuierliche Fortschritte in Bezug auf bioanalytische und technische Ansätze bieten neue Instrumente zur Bewertung des Tierschutzes. Automatisierte technologische Ansätze ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung des Tierwohls, eine lebenslange Bewertung und möglicherweise eine frühzeitige Erkennung von Problemen durch sensorbasierte Datenerfassung („Precision Livestock Farming“, PLF). Derzeit basiert unser Ansatz zusammen mit dem PLF Hub auf Bildern (Video und Algorithmus) und Ohrmarkensensoren. Wir kombinieren Fachwissen in den Bereichen Verhalten, Gesundheit und Wohlbefinden von Tieren mit der Verarbeitung und biomathematischen Modellierung großer Datensätze zusammen mit komplementären Forschungspartnern. Unser Fokus liegt auf PLF für den Einsatz in tierschutzrelevanten Situationen: bildbasierte automatische Erkennung des Abferkelns von Sauen, Ohrmarkenbewegungen bei Sauen und Mastschweinen zur Identifizierung aktivitätsbasierter Tierschutzindikatoren, automatische Erkennung und Aufzeichnung von Sozialverhalten bei Schweinen. Dieses Programm wird auf die Erkennung von Krankheiten, Schmerzen (z. B. Lahmheit) oder anderen praktisch relevanten Tierwohlindikatoren bei Nutz- und Heimtieren angewendet.
Forschungskompetenz
Tierschutz ist ein multidisziplinäres Gebiet.
Aktuell verfügen wir über folgende Kompetenzkombination:
- Ethologie (Tierverhalten)
- Physiologie
- Veterinärmedizin (epidemiologische Methoden)
- Neurowissenschaften
- Psychologische Methoden (Umfragen)
- Computeralgorithmen und Programmierung
- Tierrecht
Forschungskapazität
Zu den spezifischen ITT-Forschungsgeräten gehören:
- Videokameras und Aufzeichnungssysteme: CCTV-Systeme, Camcorder, Wildtier-Infrarotkameras, 3-D-Videokameras
- Thermografiekamera
- Video- und PLF-Ausrüstung auf VetFarm
- Herzfrequenz-Variabilitätsmonitore
- Physiologische Laborausstattung: tragbare Zentrifuge, Pipetten, Stickstofftrockner, -20°C- und -80°C-Gefrierschränke
- Wetterstation, gemeinsam mit der Abteilung für Physiologie und Biophysik
- Elektronische Datenspeicherung und Big-Data-Server
Verfügbare Forschungseinrichtungen:
- VetFarm Medau: Schweinemastbetrieb (80 Sauen), Schafstall (70 Mutterschafe) und Mehrartenhaltung
- VetFarm Kremesberg und Rehgras: Milchkuhbetrieb (90 Kühe) und Milchfärsenbetrieb (40 Färsen)
- Private landwirtschaftliche Betriebe oder Tierhaltungsbetriebe: langfristige Zusammenarbeit mit Betrieben für Legehennen, Masthähnchen, Milchkühe, Milchziegen, Tierheime etc.