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Ihr Fohlen bei uns

Das Zentrum für Reproduktion der Vetmeduni mit ihren Spezialist:nnen gewährleistet die Intensivversorgung Ihres Fohlens rund um die Uhr. Zu jeder Tages- und Nachtzeit sind bei uns zahlreiche Möglichkeiten gegeben, um die medizinischen Probleme Ihres Fohlens zu diagnostizieren und zu therapieren.

In der Box der Stute können wir Ihr Fohlen unter anderem mit Infusionen, Medikamenten und Sauerstoff versorgen und es über eine Nasenschlundsonde ernähren. Ist das Ergebnis des Antikörper-Schnelltests im Stall nicht eindeutig, kann dieser Wert bei uns mit Hilfe eines genaueren Messgerätes und einer neuen Blutprobe des Fohlens innerhalb weniger Minuten nachkontrolliert werden. Nicht jedes Fohlen muss bei einem zu geringen Antikörperspiegel in eine Klinik eingewiesen werden. Nach Rücksprache kann die behandelnde Tierärztin/ der behandelnde Tierarzt gerne kommerzielles Plasma über uns beziehen und dem Fohlen im heimischen Stall verabreichen.

Gerne können Besitzer:nnen Ihre Stute zur Geburtsüberwachung zu uns zu stellen. Die Einstellung der Stuten erfolgt ca. 14 Tage vor dem errechneten Geburtstermin. Die überwachte Geburt empfiehlt sich vor allem bei Problemstuten (z.B. nach Kolik-OPs, Infektionen) und sichert im Notfall ein schnelles Eingreifen sowie die optimale Versorgung des neugeborenen Fohlens.

Wissenswertes zu neugeborenen Fohlen

Ein Fohlen wird ohne ein funktionierendes Immunsystem geboren. Die fehlenden, lebenswichtigen Antikörper werden über die erste Milch der Stute (Kolostrum bzw. Biestmilch) aufgenommen, was vom Fohlen ein rechtzeitiges Stehen und koordiniertes Verhalten erfordert (siehe „Zeitplan“).

Zeitplan für das neugeborene Fohlen
Nach der Geburt sollte ein Fohlen...

  • sich innerhalb von 2-3 Minuten in Brust-Bauchlage befinden,
  • innerhalb von 20 Minuten den Saugreflex haben,
  • innerhalb von 1 Stunde stehen,
  • innerhalb von 2 Stunden bei der Mutter trinken (erstmalige Kolostrumaufnahme!) und danach regelmäßig das Euter aufsuchen.

Bildung des Immunsystems
Fohlen sollten innerhalb ihrer ersten 8 bis 12 Lebensstunden das Kolostrum (Biestmilch) aufnehmen. Darin befinden sich lebenswichtige Antikörper, die innerhalb der letzten Trächtigkeitswochen im Euter angesammelt wurden. Vom Fohlen aufgenommen, werden die Antikörper über spezialisierte Dünndarmzellen in den Blutkreislauf transportiert. Dieser wichtige Mechanismus der Antikörperaufnahme funktioniert nur innerhalb der ersten 8 bis 12 Lebensstunden.

Erstuntersuchung
Meistens erfolgt die Erstuntersuchung des Fohlens durch die Tierärztin/den Tierarzt am Ende des ersten Lebenstages. Bei dieser Untersuchung wird auf Geburtstraumen (z.B. Rippenfrakturen), Missbildungen (z.B. Nabelbruch) und Anzeichen für Infektionen (z.B. Veränderung der Maulschleimhaut) geachtet.

Feststellung des Antikörperspiegels
Neben der klinischen Beurteilung des Gesundheitsstatus wird auch die Messung des Antikörperspiegels durchgeführt. Dafür werden wenige Milliliter Blut aus der Halsvene des Fohlens entnommen. Die Messung erfolgt mittels Schnelltest, der nach wenigen Minuten abgelesen werden kann. Dies kann direkt beim Patienten im Stall durchgeführt werden und ermöglicht so ein schnelles Eingreifen bei zu niedrigen Werten.

Therapie bei zu geringer Antikörperversorgung
Wird in der Routineuntersuchung bei Fohlen, die älter als 12 Stunden sind, ein zu geringer Antikörperspiegel gemessen, können Antikörper nur mehr direkt über den Blutweg – als Transfusion – verabreicht werden.
Dazu wird entweder Plasma von einem Spendertier gewonnen oder kommerziell bezogen. Nur bei Fohlen, die unter 12 Stunden alt sind, kann Kolostrum eingesetzt werden. Danach ist die Darmschranke für die lebenswichtigen Antikörper kaum noch passierbar.

Folgen
Wird ein zu geringer Antikörperspiegel nicht therapiert, kommt es beim Fohlen zu bakteriellen Infektionen, auch als Septikämie bezeichnet. Erste Anzeichen sind vermehrtes Liegen des Fohlens und verminderte Milchaufnahme. Zu einem späteren Zeitpunkt können unter anderem Durchfall, Gelenksinfektionen, Nabelinfektionen und Lungenerkrankungen beobachtet werden. Der Zeitpunkt und die Schwere der Infektion sind abhängig von der Höhe des Antikörperspiegels. Ein zu niedriger Ausgangswert bedeutet Lebensgefahr für das Neugeborene.

Therapie bei bereits erkrankten Fohlen
Zeigt ein Fohlen bereits Anzeichen einer Infektion, muss nicht nur der Antikörperspiegel durch Plasmatransfusionen erhöht werden, sondern auch eine langandauernde Antibiotika-Therapie für mindestens sieben Tage durchgeführt werden. In Kombination mit Entzündungshemmern, der Versorgung mit Nährstoffen kann diese medizinische Versorgung sehr kostenintensiv sein. Trotzdem ist das Leben des Fohlens in solchen Fällen nicht immer zu retten.

Fohlenlähme
Gegen diese infektiöse Fohlenerkrankung bietet nur die rechtzeitige und ausreichende Versorgung mit Antikörpern einen wirksamen Schutz. Eine Impfung gegen Fohlenlähme existiert leider nicht.