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Netzhauterkrankungen und Erkrankungen des Sehnervs

Die Netzhaut (Retina) ist ein dünnes Gewebsblatt, das die Innenfäche der hinteren Wand des Augapfels bedeckt. Sie dient als "Schirm", auf dem das durch die Hornhaut und Augenlinse fallende Licht ein Bild projiziert, das von lichtempfindlichen Zellen (Photorezeptoren) - den Stäbchen und Zapfen - in Nervensignale umgewandelt und über den Sehnerv zur eigentlichen Wahrnehmung ans Gehirn weitergeleitet wird.

Progressive Retinaatrophie (PRA):

Erbliche Erkrankung, bei der die Photorezeptorzellen spontan degenerieren. Besonders betroffen sind Kleinpudel und Englische Cocker Spaniels neben einer großen Zahl anderer Rassen. Die Erkrankung beginnt mit gestörter Sicht in der Dämmerung und Nachtblindheit und führt in Abhängigkeit von Erkrankungstyp und Rasse zur völligen Erblindung nicht vor dem 6. bis 8. Monat, zumeist aber erst um das 8. bis 10. Lebensjahr. Die Diagnose ergibt sich aus Rasse, Erkrankungsalter, Vorgeschichte und klinischen Befunden. Zur Sicherung der Diagnose (besonders bei totaler Linsentrübung infolge der PRA) dient das Elektroretinogramm (ERG). Bei einigen Rassen steht eine DNS (engl.: DNA)-Analyse zur (frühen) Identifizierung zur Verfügung. Es gibt keine Behandlungsmöglichkeit für PRA. Die Erkrankung ist nicht schmerzhaft, führt aber regelmäßig zur Ausbildung eines grauen Stars, der zu Entzündungen des Auges oder gar zu einem sehr schmerzhaften Anstieg des Augendrucks (Glaukom) führen kann.

Sehnerventzündung (Neuritis optica)

Betrifft zumeist beide Augen und führt dann zur plötzlichen Erblindung. Sie kann als Folge einer Infektionskrankheit, wie z.B.der Staupe, entstehen, zumeist ist sie aber eine abnorme Immunreaktion ohne erkennbare Ursache (okulare Retikulose). Die Diagnose ergibt sich aus Vorgeschichte, klinischen Befunden und ERG. Zur Behandlung ist eine möglichst früh einsetzende Kortisongabe erforderlich, die oft lebenslänglich beibehalten werden muß.

Plötzlich erworbene Netzhautdergeneration ("Sudden Acquired Retinal Degeneration" - SARD):

Innerhalb eines Tages bis weniger Wochen eintretende Erblindung bei gut genährten Hunden mittleren Alters, besonders bei Dackeln. Anfänglich ist nur das ERG vermindert oder erloschen, degenerative Veränderungen der Netzhaut treten erst nach einigen Monaten auf. Eine Behandlung über 8 Wochen wie bei Sehnerventzündung wird empfohlen und nur bei der seltenen Wiedererlangung des Sehvermögens lebenslänglich fortgesetzt.

Ader-und Netzhautentzündung (Chorioretinitis):

Die Entzündung der Aderhaut, welche der Netzhaut außen anliegt und ihre Außenschichten ernährt, kann die Folge von Infektionskrankheiten, Organkrankheiten, Parasitenbefall oder Gewalteinwirkung sein, bleibt anfangs aber häufig symptomlos. Durch nachfolgende Entzündungsschübe kann es zur fortschreitenden Netzhautdegeneration und Erblindung kommen. Erfolgt die Diagnose im Anfangsstadium bei der Routineuntersuchung so ist eine ursächliche Behandlung und Verlaufskonrtrolle angezeigt und bei Fortschreiten des Prozesses eine Kortison-Langzeitbehandlung.

Netzhautabhebung (Ablatio retinae):

Der Sehteil der Netzhaut ist ein dünnes, durchsichtiges Häutchen, das der es umgebenden Wand des Augapfels nur lose angelagert ist und daher sich von dieser leicht abheben kann. Ursachen hierfür können sein: 1) erbliche mangelhafte Verbindung mit der Wand des Augapfels, 2) Entzündung, 3) Trauma, 4) Blutarmut (Anämie), 5) fortgeschrittener gauer Star (hypermature Katarakt), 6) Bluthochdruck (hypertensive Retinopathie) und 7) Neubildungen. Die Behandlung erfolgt durch Bekämpfung der Ursache(n) sowie der Symptome, wobei das Kortison eine wichtige Rolle spielt.