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Steinkauz: Kleine Eule in großer Gefahr

18.09.2020: Der charakteristische Ruf des Steinkauzes ist in Österreich nur mehr selten zu hören, denn die kleine Eulenart ist vom Aussterben bedroht. Durch zunehmenden Verlust an Lebensraum finden Steinkäuze nur mehr wenige Brutmöglichkeiten und passende Lebensbedingungen. Gemeinsam mit dem Verein „Wagrampur“ und engagierten Winzern in Österreichs Weinbaugebieten möchte die Österreichische Vogelwarte der Vetmeduni Vienna nachhaltig zukunftsorientierte Schutzmaßnahmen für die beinahe verschwundene Vogelart vorantreiben.

Bis in die 1970er Jahre war der Steinkauz (lat.: Athene noctua) in Österreich weit verbreitet. Heute zählt er zu den gefährdetsten heimischen Vogelarten. Der Steinkauz-Bestand wird nur noch auf etwa 100 Paare geschätzt, die überwiegend im Osten Österreichs (z. B. entlang des Wagrams, im Pulkautal, südlich der Donau oder im oberen Weinviertel) vorkommen. Ausschlaggebend für den fortschreitenden Bestandsrückgang ist der Verlust an geeignetem Lebensraum. Der Steinkauz benötigt Höhlen als Nistplätze und Tagesverstecke. Seine Beute findet er auf kurzrasigen Wiesen und Weiden. Solche Strukturen sind selten geworden. Durch Umwandlung von Streuobstwiesen, Aufgabe von Beweidung, die Intensivierung des Ackerbaus und durch Sanierung alter Gemäuer findet die kleine Eulenart immer weniger Lebensraum.

Dem Steinkauz zu neuem Aufschwung verhelfen

Die Vogelwarte der Veterinärmedizinischen Universität Wien mit ihrer Außenstelle in Seebarn am Wagram (NÖ) bietet vogelkundiges Know-How als Basis für das „Comeback“ der kleinen Eulen. In Zusammenarbeit mit dem Verein „Wagrampur“ werden Rahmenbedingungen für die Wiederbesiedlung der Steinkäuze geschaffen. „Durch Montage von Nistkästen bieten wir den Eulen sichere Brutmöglichkeiten,“ berichtet Richard Zink, Projektleiter an der Vogelwarte. Neben Nistplätzen benötigt der Steinkauz zudem den passenden Lebensraum, um sich niederzulassen.

Der Steinkauz im Weingarten

Gerade die von Menschenhand geprägten Weinbaugebiete stellen für Steinkäuze einen wertvollen Lebensraum dar. „Weingärten mit kurzrasiger Vegetation zwischen den Rebzeilen sind für den Steinkauz gut geeigneter Lebensraum aus zweiter Hand,“ führt Zink aus. Hier findet der zum Teil tagaktive Kauz ideale Nahrungsflächen, für die Jagd auf Würmer, Käfer und Mäuse. Vielen Winzern ist neben der Weinqualität die Nachhaltigkeit und Ökologie ein Anliegen. Erste Erfolge gelangen dem Winzer Andreas Ulzer (Weinhof Ulzer) in Seebarn am Wagram, der sich in Kooperation mit der Vogelwarte für den Erhalt des Steinkauzes engagiert. In Ulzers Weingärten fanden Steinkäuze ein neues Zuhause und brüteten bereits dort. Ab Herbst 2020 wird Ulzer seinen besonders edlen Veltliner in der Edition „Steinkauz“ anbieten; durch den Verkauf wird die Wiederansiedelung des Steinkauzes in Österreich unterstützt.

Artenschutz im Fokus

Die Wiederansiedlung regional ausgestorbener Tiere ist ein komplexes Unterfangen und kann nur mit wissenschaftlicher Begleitung gelingen. Petra Winter, Rektorin der Vetmeduni Vienna, forciert daher die vogelkundliche Forschung am Standort Seebarn am Wagram damit in Zusammenarbeit dem Gemeindebund, vertreten durch Präsident Alfred Riedl, und vielen engagierten Winzern in Österreichs Weinbaugebieten nachhaltig zukunftsorientierte Schutzmaßnahmen für beinahe verschwundene Vogelarten wie den Steinkauz gesetzt werden können.

Am 17. September 2020 fand in der Außenstelle der Österreichischen Vogelwarte in Seebarn am Wagram ein Foto- und Pressetermin anlässlich des Schutzes des Steinkauzes in Niederösterreich statt. Neben Petra Winter, Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien und Richard Zink (Leiter der Außenstelle der Österreichischen Vogelwarte) nahmen Alfred Riedl (Bürgermeister von Grafenwörth und Gemeindebund-Präsident), der Winzer Mike Ulzer (Weinhof Ulzer) sowie Wolfgang Pegler (Obmannn des Vereins „Wagrampur“) teil.