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Abkühlen im Tierreich – Die Tricks der Tiere

Je größer ein Tier ist, desto schwieriger kann es die eigene Temperatur ausgleichen, da weniger Haut-Luft-Kontakt besteht. Um trotzdem kühl zu bleiben, haben sich die Tiere einige Tricks einfallen lassen. Ein kurzer Überblick von Kuh bis Storch.

Kühe mögen‘s kühl – Schattenplätze und bewegte Luft

Schwitzen
Rinder können schwitzen, aber wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist, funktioniert dieser Mechanismus zur Wärmeabgabe nicht gut.

Schatten und Wind
Sie suchen bei Hitze Schatten auf und wenn es eine Stelle mit bewegter Luft gibt, auch diese.

Erhöhte Atemfrequenz
Bei höheren Temperaturen erhöht sich die Atemfrequenz (gut sichtbare Bauchpresse).

Änderung des Fressverhaltens
Im Bestand sind Kühe am Anfang der Laktation empfindlicher. Hitzestress zeigt sich auch in der Milch und Fruchtbarkeitsleitung. Die Tiere ändern bei Hitze ihr Fressverhalten, weichen lieber in die kühleren Stunden aus.

Mehr trinken, weniger Körperkontakt
Sie müssen mehr trinken und verzichten beim Liegen eher auf Körperkontakt zu anderen Individuen.


Schweine suchen Ruhe – Energieverbrauch minimieren

Besonders gefährdet
Durch ihre hohe Masse und runden Körper können Schweine schnell unter Hitzestress leiden.

Ruhe
Durch Bewegungsminimierung, Hinlegen, Schlafen wird der Energieverbrauch minimiert.

Stärker atmen
Hilft dies nicht, beginnen die Tiere stärker zu atmen bzw. zu keuchen, um so mehr Luftaustausch zu ermöglichen.

Flach legen
Alternativ legen sich die Tiere mit ausgestreckten Beinen so flach wie möglich auf den Boden, um zusätzliche Wärme durch den Boden abzugeben.

Suhlen
Ist der Boden schlammig oder feucht, versuchen die Tiere sich im Schlamm zu suhlen.


Geflügel lüften durch – Flügel spreizen und viel trinken

Durchlüften
Durch ihre höhere Körpertemperatur und kleineren Körper sind Hühner etwas hitzeresistenter als Kühe und Schweine. Allerdings besitzen Hühner keine Schweißdrüsen und müssen daher andere Abkühlmechanismen nutzen. Da sich Hitze unter den Flügeln und im Federkleid sammelt, spreizen sie bei starker Hitze öfter die Flügel vom Körper um sich abzukühlen.

Mehr trinken
Die Hühner fressen bedeutend weniger; trinken dafür aber mehr. In der Sommerhitze brauchen sie viel frisches, sauberes und kaltes Wasser.

Durchblutung
Hühner können außerdem durch vermehrte Durchblutung der Haut Wärme abtransportieren. Dadurch scheint die Haut dunkler.

Hecheln/Schnabelatmung
Im Extremfall fangen Hühner an, mit geöffnetem Schnabel zu hecheln. Dieser Prozess kühlt die Tiere, verbraucht aber ebenfalls Energie.
 

Wildschweine: Schlamm und Schlafen – Tagesablauf anpassen

Mittagsschlaf und angepasste Aktivitätszeiten
Wildscheine orientieren sich in ihrem Tagesablauf an der Saison und den Temperaturen. Wird es im Sommer tagsüber heiß, passen sie ihren Rhythmus an: Die Tiere halten Mittagsschlaf und sind dafür früh morgens und nachts, wenn die Temperaturen kühler sind, aktiver.

Suhlen
Da die Tiere nicht schwitzen können, ist die Suche nach Wasser und Schlammstellen essenziell. Hier baden oder suhlen sich die Tiere mehrmals am Tag zum Abkühlen. Sind Fell und Haut nass, trägt die Verdunstungskälte deutlich zur Abkühlung bei.
 

Störche: Urohidrosis – Verdampfung hilft

Bestimmte Storcharten nutzen einen besonders ausgefallenen Kühlungsmechanismus. Wird es ihnen zu heiß, dann pinkeln sich die Tiere auf die Beine. Verdampft die Ausscheidung, werden die Füße gekühlt. Dieser Prozess heißt Urohidrosis.

Grafik: Matthias Moser, Redaktionelle Aufbereitung: Patrick Müller und Astrid Kuffner Fachlicher Input: Daniela Klein-Jöbstl (Bestandsbetreuung bei Wiederkäuern), Günther Schauberger (Abteilung für Physiologie und Biophysik), Beatrice Grafl (Abteilung für Geflügelmedizin), Claudia Bieber (Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie)

 

 

Der Beitrag "Die Tricks der Tiere" erschien in VETMED 03-04/2022