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Assistenzprofessur Immunologie: Tobias Käser im Portrait

Tobias Käser, neuer Assistenzprofessor für Immunologie, hat bereits sein Doktorat an der Vetmeduni absolviert. Nach zehn Jahren in Nordamerika fühlt es sich für ihn wie nach Hause kommen an. Er möchte das Hausschwein als biomedizinisches Modelltier noch besser etablieren und sieht dafür hochklassige Anknüpfungspunkte im Haus.

Nach seinen ersten zehn Jahren am Institut für Immunologie der Vetmeduni war Tobias Käser versucht, ins „Team Maus“ zu wechseln. Für das Parade-Modelltier wurden schon viele Methoden entwickelt, um die Immunreaktion zu charakterisieren. Die Maus hat viele Junge, ist günstig und leicht zu halten. Doch heute ist der Schwabe mehr denn je im „Team Schwein“. Das große Plus des biomedizinischen Modelltiers: Schwein und Mensch haben noch viel mehr gemeinsam. Anfang 2023 kehrte er nach zehn Jahren Forschung in Nordamerika nach Wien zurück. Tobias Käser, Spezialist für translationale Forschung, will dem Hausschwein mit vereinten – und an der Vetmeduni reichlich vorhandenen – Kräften „Flügel für biomedizinische Forschung verleihen“.

„In der Immunologie ist Wien federführend, etwa wenn es um die Analyse der T-Zell-Antwort geht. Diese Methode habe ich 2013 nach Kanada und in die USA mitgenommen und dort für die Analyse von Infektionskrankheiten, Lebensmittelallergien sowie in der Impfstoffentwicklung zum Einsatz gebracht. Zeitgleich wurde hier die Analyse der Immunantwort noch weiterentwickelt“, schwärmt der Immunologe. Sein Vorhaben hat er in zwei Schritte unterteilt. Das erste Projekt ist die Impfstoffentwicklung gegen die bakterielle Chlamydieninfektion, eine sexuell übertragbare Krankheit, die vor allem Frauen schmerzlich und bis zur Unfruchtbarkeit betrifft. Hier spielt das Hausschwein zwei große Stärken aus: Erstens besitzt es eine hohe genetische Variabilität; zweitens ist es nicht nur für die Chlamydien des Menschen empfänglich, sondern auch der natürliche Wirt für (s)eine sehr ähnliche Spezies (Chlamydia suis). „Für unsere Impfstoffentwicklung benutzen wir mit C. suis natürlich vorinfizierte Schweine. Sie ähneln der Population für spätere klinische Studien. Dabei handelt es sich um ‚High Risk‘-Patientinnen und -Patienten mit häufigen Vorinfektionen. So hoffen wir, dass sich unsere Ergebnisse im Schwein gut in den Menschen übertragen und dadurch effizienter ein schützender Multi-Proteinimpfstoff entwickelt werden kann.“

Der beste Verabreichungsweg wurde schon herausgearbeitet: eine Kombinationsimpfung zuerst in den Muskel und dann durch die Nase. Auch der immunstimulierende Zusatzstoff ist bestimmt – ein „Adjuvant“ von Tobias Käsers voriger Forschungsstätte, der Vaccine and Infectious Disease Organization (VIDO). Im nächsten Schritt sollen die am besten geeigneten Proteine des Erregers identifiziert werden, gemeinsam mit Wissenschafter:innen aus vier Ländern, von drei Universitäten und am VIDO. An der Vetmeduni hat Tobias Käser mit Andrea Ladinig und Christine Unterweger exzellente Kollaborationspartnerinnen an der Universitätsklinik für Schweine gefunden. Aktuell bemüht sich der 43-Jährige, die gewährte Forschungsförderung durch das National Institutes of Health an die Vetmeduni zu holen und so die Zukunft des Projekts zu gewährleisten.

Im nächsten Schritt will er in einem zweiten Projekt eine Eiweißallergie erforschen, die leider im Kommen ist und zu Eosinophiler Ösophagitis (EoE) führt – einer dauerhaften Entzündung der Speiseröhre. Hier freut sich Tobias Käser auf mögliche Kollaborationen mit erfahrenen Wissenschafter:innen, wie zum Beispiel Erika Jensen-Jarolim von der MedUni Wien.

Wienliebe und Organisationstalent

2004 ist Tobias Käser seinem Diplomarbeitsbetreuer von Tübingen nach Wien gefolgt. Bereut hat er das nie. Zum Biologiestudium motivierte ihn ursprünglich die Idee, Aids zu heilen. Mit der Impfstoffentwicklung gegen einen sexuell übertragenen Erreger ist er dieser Mission wieder nähergekommen. Mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern lebt er wieder in der „lebenswertesten Stadt der Welt“ und kickt in der Freizeit wieder mit den Kollegen von damals: „Der erste Tag war etwas komisch, da ich ja neu anfange, aber gleichzeitig das Institut und die Leute schon gut kenne. Am zweiten Tag hat es sich aber schon wie nach Hause kommen angefühlt!“

Tobias Käser hat 2019 und 2020 zwei Forschungszentren mitgegründet: Center for Food Allergy Modeling in Pigs (CFAMP) & Center for Advanced Virus Experimentation (CAVE). „Ich war nie die Person, die jedes Detail im Studium wusste, aber ich hatte immer alle Mitschriften“, sagt er lachend. Organisieren und Leute zusammenbringen ist definitiv seine Stärke: „Das ist auch mein Rezept für Wissenschaft auf hohem Niveau. Die kann man alleine nämlich nicht voranbringen, nur in Kollaboration.“



Der Beitrag erschien in VETMED 01/2023