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Universität

Im Einsatz für globale Fischgesundheit

Fischmediziner:innen an der Vetmeduni behandeln Nutz- und Zierfische und haben eine besondere Expertise in der Diagnose von Krankheiten. Durch die Modernisierung der Fischzucht, Temperaturänderungen, Wasserknappheit und den weltweiten Handel von Fischen steht die Fischmedizin vor Herausforderungen. Grundlagenforschung und ein starkes Netzwerk an globalen Partnern sollen sich diesen stellen.

Vor mehr als 100 Jahren wird an der Veterinärmedizinischen Universität Wien das Institut für Biologie und Pathologie der Fische gegründet. Hier untersucht die 1904 eingerichtete Abteilung die Anatomie und Physiologie der Fische sowie den Einfluss von Parasiten.

Mittlerweile ist die Fischmedizin an der Klinik für Geflügel, Reptilien und Fische angesiedelt und behandelt Nutz- und Zierfische mit verschiedensten Wehwehchen. Doch wie stellt man überhaupt eine Diagnose für einen Fisch? Am lebenden Fisch können Haut, Kiemen und Blut untersucht werden, durch Ultraschall wird ins Innere geblickt. Mit den gesammelten Daten kann dann festgestellt werden, wo der Fisch im Pfeffer liegt, und zum Beispiel mit Medikamenten therapiert werden. Besonders wertvolle Zierfische können aber auch auf dem OP-Tisch landen. Gerade bei der Erkennung von Krankheiten und Parasiten ist die Fischmedizin an der Vetmeduni führend. Zur Bestandsbetreuung bei Aquakulturbetrieben und Laborfischen kommen vor allem molekulardiagnostische Methoden zum Einsatz.

Als nationales Referenzlabor kann die Abteilung für Fischmedizin eine besonders große Anzahl an Fischkrankheiten erkennen und so anzeigepflichtige Seuchen schnell vermelden. Insbesondere wenn viele Fische eng zusammenleben, wie oft in der Fischzucht, können sich Erreger schnell ausbreiten. Um Fische und Menschen zu schützen, arbeitet die Fischmedizin daher mit Fischzüchter:innen in der ganzen Welt zusammen.

Nur in einer gesunden Umwelt gibt es gesunde Fische

Umwelteinflüsse und Wasserqualität können starken Einfluss auf die Gesundheit der Tiere nehmen und die Ausbreitung von Krankheiten beschleunigen. Die Fischmediziner:innen betreuen Züchter:innen deshalb auch beim Aufbau und der Verbesserung ihrer Anlagen. Fischzüchter:innen und Forscher:innen können hier oft mit bloßem Auge erkennen, wie es den Tieren geht. Kranke Fische atmen schneller und stärker oder treiben lethargisch im Wasser.

Impfungen sind ebenfalls eine effiziente Methode, um Fischbestände grundsätzlich besser zu schützen. Mit einer Grundimpfung können viele Fische resistenter gegen ein breites Spektrum an Erkrankungen werden. Genauso wie menschliche Krankheiten entwickeln sich Fischkrankheiten jedoch ständig weiter und neue tauchen auf. Die Fischforscher:innen sind daher in einem konstanten Wettlauf gegen Krankheiten und Erreger, um schnellstmöglich neue Therapien und Impfstoffe zu testen und entwickeln.

Fischkrankheiten können nur global gelöst werden

Hierbei spielt auch der internationale Fischhandel eine große Rolle. Tiere aus anderen Teilen der Welt können neue Erreger einschleppen und so heimische Fischbestände bedrohen. Daher ist es für die Fischmedizin besonders relevant, einen Austausch mit internationalen Partnern aufrechtzuerhalten, um Veränderungen schnell erkennen und lösen zu können. Gleichzeitig sind manche Lösungen artenübergreifend. So können die Methoden bei der Therapie eines norwegischen Lachses Erkenntnisse zur Behandlung eines österreichischen Karpfens liefern und umgekehrt.

Impfungen gibt es jedoch nicht für alle Erreger. So sind Parasiten sehr komplex und oft genetisch stark abgewandelt, und es gibt derzeit noch keinen zugelassenen Impfstoff für diese Gruppe. Um Fische auch hiervor zu schützen, widmet sich die Forschung der Fischmedizin unter anderem  parasitären Nesseltieren. Die Forscher:innen haben dazu zwei weltweit einzigartige Modellorganismen im Labor etabliert, um deren Angriffsmuster und Schwächen zu finden. Diese Nesseltierchen können zum Beispiel Forellen befallen und schwere Nierenschäden bei den Tieren hervorrufen.

Um in Zukunft noch genauere und weniger invasive Diagnosen und Schutzmaßnahmen für Krankheiten und Erreger aufzubauen, möchte die Fischklinik die internationalen Partnerschaften stärken und die Grundlagenforschung ausbauen. Insbesondere durch den Ausbau der Fisch- und Parasitengenetik könnten bisher unbekannte Potenziale besser genutzt und sich noch stärker für die Gesundheit von Fisch und Mensch eingesetzt werden.

Text: Patrick Müller
Dieser Artikel erschien in VETMED Magazin 02/2022

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Astrid Holzer ist neue Professorin für Fischgesundheit.

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