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Forschung
Studie zeigt Ursprünge der urbanen, menschenstechenden Mücke und deren Bedeutung für die Übertragung des West-Nil-Virus
Eine neue im Fachjournal Science publizierte Studie unter Beteiligung der Vetmeduni hat die Ursprünge der menschenstechenden Mücke Stechmücke Culex pipiens form molestus untersucht und dabei frühere Annahmen widerlegt. Bisher wurde angenommen, dass sich diese Form in den letzten 200 Jahren in Kellern und U-Bahnen Nordeuropas aus der vögelstechenden Form Culex pipiens form pipiens entwickelt hat. Die neue Forschung zeigt jedoch, dass molestus bereits vor 1.000 bis 10.000 Jahren in einer frühen Agrargesellschaft im Mittelmeerraum oder Nahen Osten entstanden ist, vermutlich im Alten Ägypten. Auch für Österreich sind die Ergebnisse von Bedeutung, da beide Formen – pipiens und molestus – hier vorkommen und sich sogar hybridisieren, was potenziell Auswirkungen auf die Übertragung des West-Nil-Virus haben könnte.
Die Studie analysierte genetische Daten von Tausenden von Mückenproben aus der ganzen Welt und liefert neue Erkenntnisse über die genetische Vielfalt und Evolution dieser Art. Dabei wurde festgestellt, dass molestus sich ursprünglich an das Leben in der Nähe von Menschen angepasst hat, was sie zu einer effektiven Überträgerin von Krankheiten wie dem West-Nil-Virus macht.
Das West-Nil-Virus ist ein Vogelvirus, das durch Mücken auf Menschen übertragen werden kann. Dies geschieht, wenn eine Mücke zuerst einen infizierten Vogel und anschließend einen Menschen sticht. Besonders problematisch ist dies bei Mücken, die sowohl Vögel als auch Menschen stechen, was durch Hybridisierung zwischen den Formen molestus und pipiens begünstigt wird. Diese Hybridisierung kann Mücken hervorbringen, die weniger wählerisch bei der Wahl ihrer Wirte sind, was die Übertragung des Virus auf Menschen erleichtert.
Hybridisierung und Situation in Österreich
„In Österreich kommen sowohl die Formen pipiens als auch molestus vor, wobei molestus in geringerer Anzahl vertreten ist,“ sagt Hans-Peter Fuehrer vom Zentrum für Pathobiologie der Vetmeduni. Die Forscher:innen stellten fest, dass die beiden Formen auch in Österreich hybridisieren, was potenziell Auswirkungen auf die Übertragung des West-Nil-Virus haben könnte. „Besonders in urbanen Gebieten, wo Hybridisierung häufiger auftritt, könnte dies ein erhöhtes Risiko für die Virusübertragung darstellen,“ so Fuehrer weiter.
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Bedeutung weiterer Untersuchungen, um die Zusammenhänge zwischen Urbanisierung, Hybridisierung und der Übertragung des West-Nil-Virus besser zu verstehen. Insbesondere die genetische Vielfalt und das Stechverhalten der Stechmücken in städtischen und ländlichen Gebieten sollten genauer erforscht werden, um mögliche gesundheitliche Risiken besser einschätzen und bekämpfen zu können.
Rückfragehinweis:
Priv.Doz. Mag. Dr. Hans-Peter Fuehrer
Zentrum für Pathobiologie
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni)
hans-peter.fuehrer@vetmeduni.ac.at