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Vergangenheit sichtbar machen: Neue Info-Stele beim Kriegerdenkmal
Historische Erinnerungszeichen am Campus der Vetmeduni: Remember NOW!

Unter dem Motto „Remember NOW!“ werden historisch bedeutsame Orte am Campus der Vetmeduni sichtbar gemacht. Den Anfang bildet eine neue Info-Stele, die beim Kriegerdenkmal im Innenhof des Rektoratsgebäudes errichtet wurde.
Ein Kriegerdenkmal am Campus, das an die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege erinnert? Das passt nicht so recht hierher, wo doch der neue Campus erst 1996 bezogen wurde. Lange Zeit fehlte jegliches Wissen zur Denkmalsgeschichte. Erst im Zuge der Ringvorlesung 2023/24 „Vom (Ver-) Schweigen zum Erinnern: Universitäten und ihr Umgang mit Verfolgung und Ausgrenzung 1933-1945“ wurde der Umgang mit dem Denkmal diskutiert. In der Folge entstand ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Verein zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Zeitgeschichte.
„Universitäten haften für ihre Vergangenheit“
Mit dieser markanten Aufschrift auf einer Baustellentafel machte Anfang 2025 eine Installation anonymen Ursprungs auf diese Lücke öffentlich aufmerksam. Die Recherchen des Zeithistorikers Alexander Pinwinkler lieferten neue Erkenntnisse zum Kriegerdenkmal und ermöglichten erstmals eine historische Einordnung: Das Denkmal wurde 1926 nach Entwürfen des Wiener Bildhauers Alfred Hofmann und auf Initiative der damaligen Studentenschaft der Tierärztlichen Hochschule mit Unterstützung der Professorenschaft errichtet. Die aktuellen Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass das Denkmal nicht nur der Totenehrung diente, sondern auch von deutschnationalem Opferkult zeugt und von antisemitischer und politischer Aggression geprägt war. Die feierliche Enthüllung des Denkmals war ein politischer Akt, der die Heroisierung der Gefallenen und gleichsam den großdeutschen Gedanken propagierte.
Erstes Erinnerungszeichen am Campus
Die neue Info-Stele soll das historische Erinnerungszeichen sichtbar machen und das lange Zeit unerforschte Denkmal in einen zeitgemäßen, kritischen Diskurs einbetten. „Die Erinnerungsarbeit fördert die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Eine reflektierte und kritische Erinnerungskultur trägt dazu bei, wachsam für die Entwicklungen der Gegenwart zu bleiben. Erinnern ist ein Prozess, der niemals abgeschlossen sein darf“, betont Rektor Gauly die Bedeutung der historischen Aufarbeitung und unterstreicht den Stellenwert der universitären Erinnerungskultur.
Der Zeithistoriker Alexander Pinwinkler weist darauf hin, dass Denkmäler und andere Erinnerungszeichen im öffentlichen Raum nie neutral gewesen seien. Sie würden Werthaltungen und Geschichtsbilder der historischen Epochen reflektieren, in denen sie errichtet worden seien. „Indem wir die historischen Zeitschichten offenlegen, unter denen das sogenannte Kriegerdenkmal lange Zeit verschüttet gewesen ist, eröffnet sich ein Diskursraum, der uns die Möglichkeit zur kritisch-reflexiven Positionierung gibt. Das historische Erinnerungszeichen avanciert so zu einem „Denk-Mal“: Es soll uns dazu anregen, grundsätzlich darüber nachzudenken, wie wir das gesellschaftliche Zusammenleben konstruktiv und zukunftsorientiert weiterentwickeln können“, erklärt Pinwinkler, der die Vetmeduni bei der Etablierung einer Erinnerungskultur fachlich unterstützt.
Erinnern an der Vetmeduni
Seit 2024 begleitet eine siebenköpfige Austauschgruppe die Aktivitäten zur Erinnerungskultur an der Vetmeduni. Die Gruppe trifft sich regelmäßig und ist offen für alle interessierten Universitätsangehörigen. Zu den geplanten Maßnahmen unter dem Motto „Remember NOW!“ gehören eine Ausstellung über vertriebene jüdische Studierende basierend auf dem Projekt der Zeithistorikerin Lisa Rettl „Heilsames Erinnern“, eine Ringvorlesung im Sommersemester 2026 sowie die Aufarbeitung der NS-Belastung der Rektoren der Vetmeduni.
Weiterführende Informationen:
Vetmeduni historische Erinnerungsorte: Kriegerdenkmal am Campus
alle Fotos: Thomas Suchanek/Vetmeduni