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Forschung
Jenseits von nett und gemein: Hunde behandeln uns alle gleich

Eine aktuelle Studie des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) an der Veterinärmedizinischen Universität Wien untersuchte, ob Hunde das soziale Verhalten von Menschen beurteilen. Mithilfe eines kontrollierten Fütterungsexperiments prüften die Forscher:innen, ob Hunde unterschiedlich auf „nettes“ oder „gemeines“ Verhalten von Menschen gegenüber ihnen selbst oder einem anderen Hund reagieren und ob das Alter der Hunde dabei eine Rolle spielt. Laut den Forscher:innen gibt es keine Hinweise darauf, dass Hunde solche Unterscheidungen treffen.
Einige Tierarten, wie Schimpansen, können sich durch direkte Interaktionen oder durch das Beobachten von Interaktionen zwischen Menschen und Anderen einen Eindruck von Menschen verschaffen – ein Phänomen, das als „Eavesdropping“ bekannt ist. Aufgrund ihrer engen kooperativen Beziehung zu Menschen stehen Hunde (Canis lupus familiaris) im Fokus zahlreicher Studien, die untersuchen, ob sie Menschen sozial bewerten können. Die bisherigen Ergebnisse sind jedoch uneinheitlich, da Studien in unterschiedliche Richtungen weisen.
Bilden sich Hunde ein Urteil über Menschen?
Um zu erforschen, ob sich diese potenzielle Fähigkeit im Laufe des Lebens eines Hundes (Ontogenese) entwickelt, untersuchten die Forscher:innen, ob Hunde unterschiedlichen Alters – junge, erwachsene und ältere Hunde – Menschen beurteilen können, da ältere Hunde mehr Lebenserfahrung mit Menschen haben. Die Hunde wurden getestet, nachdem sie entweder beobachtet hatten, wie Menschen mit einem Artgenossen (einem anderen Hund) interagierten, oder nachdem sie selbst direkt mit den Menschen in einer Fütterungssituation interagierten.
40 Haushunde nahmen an dem Experiment teil. In der Phase des Eavesdroppings beobachteten die Hunde, wie zwei Menschen mit einem Hundedemonstrator interagierten – ein Mensch war nett und fütterte den Hund, während der andere gemein war und das Futter vorenthielt. In der Phase der direkten Erfahrung interagierten die Hunde selbst mit beiden Menschen.
Hoi-Lam Jim vom KLIVV, Erstautorin der Studie, erklärt den Ablauf des Experiments: „Wir analysierten die erste Wahl der Hunde und die Zeit, die sie mit affiliativem Verhalten (z. B. Nähe, Hochspringen) gegenüber jedem Partner verbrachten. Die Ergebnisse zeigten, dass Hunde aller Altersgruppen den netten Partner nicht signifikant mehr bevorzugten als den gemeinen Partner. Ihr Verhalten lag auch nicht über dem Zufallsniveau, weder nach der Beobachtung der Interaktionen noch nach der direkten Erfahrung.“
Keine Hinweise auf Urteilsbildung bei Haushunden, unabhängig vom Alter
Laut den Forscher:inen stützt die Studie nicht die Annahme, dass Haushunde in der Lage sind, sich ein Urteil über Menschen zu bilden, unabhängig von ihrem Alter. „Diese Ergebnisse tragen zur wachsenden Literatur bei, die darauf hindeutet, dass die soziale Bewertung für Tiere eine Herausforderung darstellt“, betont die Letztautorin Sarah Marshall-Pescini vom KLIVV. „Um besser zu verstehen, wie und ob die Ontogenese die soziokognitiven Fähigkeiten von Hunden beeinflusst, sollte zukünftige Forschung systematisch Hunde aus unterschiedlichen Populationen (z. B. freilebende Hunde), Altersgruppen und Lebenserfahrungen (z. B. Hunde mit spezieller Ausbildung wie Polizei- oder Assistenzhunde) vergleichen. Darüber hinaus unterstreicht unsere Studie die Bedeutung der Verfeinerung methodischer Ansätze, da es möglicherweise Einschränkungen in den aktuellen experimentellen Designs gibt, die Hunde daran hindern, diese Fähigkeit zu zeigen“, fügt Marshall-Pescini hinzu.
Der Artikel „Do dogs form reputations of humans? No effect of age after indirect and direct experience in a food-giving situation“ von Hoi-Lam Jim, Kadisha Belfiore, Eva B. Martinelli, Mayte Martínez, Friederike Range und Sarah Marshall-Pescini wurde in "Animal Cognition“ veröffentlicht.
Wissenschaftlicher Artikel