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Buchpräsentation zu „Die Wiener Tierärztliche Hochschule und der Nationalsozialismus“

05.09.2019: Die Geschichte der Vetmeduni Vienna zu Zeiten des Nationalsozialismus wurde in einem vierjährigen Forschungsprojekt von Historikerin Lisa Rettl mit ihrem Team aufgearbeitet. Am Dienstag, 24. September 2019, werden im Festsaal der Veterinärmedizinischen Universität Wien die Ergebnisse präsentiert.

In einem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Forschungsprojekt arbeitete Historikerin Lisa Rettl die Universitätsgeschichte der Vetmeduni Vienna auf – mit einem Fokus auf die Jahre von 1930 bis 1947. Unter dem Titel „Die Wiener Tierärztliche Hochschule und der Nationalsozialismus. Eine Universitätsgeschichte zwischen dynamischer Antizipation und willfähriger Anpassung“ liegen die Endergebnisse des zeitgeschichtlichen Forschungsprojekts nun in Buchform vor.

Wiener Tierärztliche Hochschule war „kein passives Opfer“

„Von der langgehegten Vorstellung, dass die Wiener Tierärztliche Hochschule an den Ereignissen der nationalsozialistischen Machtübernahme keine Verantwortung trägt und lediglich als passives Opfer zu betrachten ist, wird man sich in Zukunft verabschieden müssen“, sagt Lisa Rettl. Die Wiener Tierärztliche Hochschule – seit 1975 Veterinärmedizinische Universität Wien genannt – sei eine „nationalsozialistische Hochburg“ gewesen. Die Forschungsergebnisse zeigen: Ein Großteil der Professoren, Assistenten und Studenten ist ganz klar zu den Wegbereitern des Nationalsozialismus zu zählen. Schon seit den 1920er Jahren war nationalsozialistisches Gedankengut an der Wiener Tierärztlichen Hochschule tief verwurzelt, bereits 1931 hatte der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund in demokratischen Wahlen die absolute Mehrheit erreicht.

Jahrelange Archivarbeit

Fast zwei Jahre verbrachte die Historikerin samt Team in den Archiven der Vetmeduni Vienna, zusätzlich wurde in vielen weiteren Archiven geforscht, etwa im Österreichischen Staatsarchiv oder dem Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde. Im Bundesarchiv Berlin überprüften die WissenschafterInnen rund 750 Personen auf ihre NSDAP-Parteimitgliedschaft, darunter Professoren, Assistenten, Hilfskräfte und Studenten, ebenso wie Angestellte und ArbeiterInnen aus der Verwaltung der Wiener Tierärztlichen Hochschule.

Vom Ende der Ersten Republik bis zur Nachkriegszeit beleuchtet das Buch, welche Personen und Politiken das Universitätsleben an der Wiener Tierärztlichen Hochschule prägten und in welchen Handlungsspielräumen sie sich bewegten.

„Am überraschendsten für mich persönlich war, wie wenig das Jahr 1938 oder auch 1945 ein Zäsurjahr markierte und wie groß die personellen Kontinuitäten im Haus über Jahrzehnte hinweg waren.“ Die politischen Hochschuleliten, die seit den 1920er Jahren an der heutigen Veterinärmedizinischen Universität Wien tätig waren, prägten das Hochschulleben im Austrofaschismus, im Nationalsozialismus und auch nach dem Krieg – bis weit in die 1950er und 1960er Jahre.

Mit internem Dialog in die Zukunft

„Die Aufarbeitung der Geschichte unserer Institution ist mir ein großes Anliegen, denn ich bin davon überzeugt, dass das Wissen um die Vergangenheit den Blick für die Zukunft schärft“, erklärt Petra Winter, Rektorin der Vetmeduni Vienna. Initiiert worden war das Forschungsprojekt zur NS-Vergangenheit aus Anlass des 250-Jahre-Jubiläums der Vetmeduni Vienna im Jahr 2015, den Anstoß gab die damalige Rektorin Sonja Hammerschmid. Nun will man die Ergebnisse nicht zuletzt dazu nutzen, um Bewusstsein zu schaffen: „Die neu gewonnenen Erkenntnisse werden eine wichtige Grundlage für die Veterinärmedizinische Universität Wien bilden, um sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen und der Opfer in angemessener Form zu gedenken“, so Petra Winter. Es gelte, den internen Dialog zu starten, um verschiedene Strategien der Erinnerungskultur mit MitarbeiterInnen und Studierenden zu diskutieren.

Im Festsaal der Veterinärmedizinischen Universität Wien wird das im Wallstein Verlag (Göttingen) erschienene Buch „Die Wiener Tierärztliche Hochschule und der Nationalsozialismus. Eine Universitätsgeschichte zwischen dynamischer Antizipation und willfähriger Anpassung“ am Dienstag, 24. September 2019, um 14 Uhr präsentiert. Im Anschluss an die Buchvorstellung findet ein Podiumsgespräch statt, an dem neben Autorin Lisa Rettl weiters teilnehmen: Petra Winter (Rektorin der Vetmeduni Vienna), Linda Erker (Mitautorin – Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien), Johann Schäffer (Veterinärhistoriker, Tierärztliche Hochschule Hannover) sowie Wolfgang Schütz (ehemaliger Rektor der Medizinischen Universität Wien).

Ein erstes Buch mit Ergebnissen aus dem FWF-Forschungsprojekt von Lisa Rettl erschien bereits 2018: „Jüdische Studierende und Absolventen der Wiener Tierärztlichen Hochschule 1930 – 1947: Wege – Spuren – Schicksale“, ebenfalls herausgegeben im Wallstein Verlag.

Alle Infos zur Buchpräsentation finden Sie hier: https://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/veranstaltungen/detail/termin/2019/09/24/buchpraesentation-3/

Um Anmeldung zur Buchpräsentation wird gebeten unter:

einladung@vetmeduni.ac.at
T +43 1 25077-1188