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Forschung

Neues Qualitätsrahmenwerk von EMMA stärkt Reproduzierbarkeit und Tierwohl in der biomedizinischen Forschung

Das European Mouse Mutant Archive (EMMA), ein Kernbestandteil der europäischen Forschungsinfrastruktur INFRAFRONTIER, hat ein verbindliches Qualitätsrahmenwerk für die Kryo-Archivierung und weltweite Verteilung genetisch veränderter Maus- und Rattenlinien veröffentlicht. Es setzt die 3Rs (Replace, Reduce, Refine) konsequent um und stärkt die Verfügbarkeit hochwertiger Tiermodelle für reproduzierbare, ethisch vertretbare Forschung.

Foto: Thomas Suchanek/Vetmeduni

Die Publikation beschreibt zehn EMMA‑Qualitätsprinzipien, die in einem gemeinsamen Prozess des INFRAFRONTIER Quality Management Network mit Vertreter:innen der elf EMMA‑Knoten entwickelt wurden. Federführend daran beteiligt war die Vetmeduni als österreichischer EMMA-Knoten. Die europaweite Umsetzung der Qualitätsprinzipien wird durch gemeinsame Standards, Arbeitsgruppen, regelmäßige Treffen und Trainings gewährleistet und kontinuierlich weiterentwickelt. Die Prinzipien greifen entlang der gesamten Prozesskette – von der Einreichung der Mutantenlinien durch die Wissenschafter:innen über die externe wissenschaftliche Begutachtung bis hin zur Distribution an die weltweite wissenschaftliche Gemeinschaft – und umfassen unter anderem standardisierte Arbeitsvorschriften (SOPs), qualifiziertes Personal, transparente Nutzerkommunikation und die Wahrung geistiger Eigentumsrechte. Ein eigenes Kurator:innenteam sorgt dafür, dass die Daten der Mutantenlinien in Datenbanken auffindbar und zugänglich sind (sog. FAIR Data).

„Nach Prüfung durch das Scientific User Support (SUS) und externer Evaluierung werden angenommene Linien kryokonserviert, qualitätskontrolliert – zum Beispiel durch künstliche Befruchtung und nachfolgende Blastozysten‑Genotypisierung – und hygienisch überwacht. Anschließend sind sie über die öffentliche INFRAFRONTIER/EMMA‑Plattform recherchier‑ und bestellbar,“ erklärt Auke Boersma, Co‑Seniorautor und EMMA-Archivmanager an der Vetmeduni. Ergänzend bevorzugt EMMA den Versand von gefrorenem Material, um Transportstress und Risiken für Tiere zu vermeiden.

3R-Prinzip: Replace, Reduce, Refine

Die 3Rs‑Strategie ist Leitmotiv des Rahmenwerks: EMMA reduziert Tierzahlen durch konsequente Kryoarchivierung und verfeinert Verfahren wie chirurgische Eingriffe und Genotypisierung. „Mit derzeit rund 8.900 kryoarchivierten Linien trägt EMMA maßgeblich zur Reduktion von Tierzahlen bei – geschätzt werden so jährlich etwa 445.000 Tiere weniger gezüchtet. Zugleich verbessert EMMA die Studienplanung durch bereitgestellte Metadaten, etwa zur genetischen Herkunft der Linien,“ so Maik Dahlhoff, Mitautor und Leiter des Instituts für In-vivo & In-Vitro-Modelle an der Vetmeduni.

Die gemeinsame Qualitätsbasis wird über das EMMA Operational Handbook, cross‑node Standards sowie strukturierten Austausch, Nutzer:innenfeedback und Schulungen gesichert und fortlaufend verbessert. Mit den zehn Qualitätsprinzipien möchte INFRAFRONTIER einen Standard setzen und Vorbild für andere Forschungsinfrastrukturen weltweit sein.