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Forschung
Schweine sind aufmerksamer, wenn sie von Menschen angesprochen werden
Eine Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien untersuchte, welchen Effekt menschliche Hinweise auf die Aufmerksamkeit und das Verhalten von Hausschweinen (Sus scrofa domesticus) in einer Testanordnung haben. Ebenso wie beispielsweise Hunde reagieren sie auf zielgerichtete Ansprache mit erhöhter Aufmerksamkeit, ihre Leistung verbessert sich dadurch jedoch nicht.

Menschen vermitteln ihre Absichten zu kommunizieren häufig direkt, etwa indem sie den Angesprochenen beim Namen rufen oder Blickkontakt herstellen. Diese Form der Kommunikation wird auch bei Tieren eingesetzt, wenn Menschen mit ihnen interagieren – sie ist allseits bekannt im Umgang mit Haustieren. „Und tatsächlich sind Vertreter von Heimtierarten wie Hunde, Katzen und Pferde aufmerksamer und lernen effektiver, wenn sie von Menschen zielgerichtet angesprochen werden“, erklärt Studienerstautorin Kimberly Brosche vom Messerli Forschungsinstitut für Mensch-Tier-Beziehung der Vetmeduni.
Im Test: Zuchtschweine, Forschungsschweine und als Heimtiere gehaltene Schweine
Unklar war bisher jedoch, ob domestizierte Tierarten, die nicht als Heimtiere genützt/gezüchtet werden – wie Schweine – ähnlich reagieren. Die Forscher:innen untersuchten deshalb, ob diese sogenannte menschliche Ostension (das direkte „Ansprechen“ eines Gegenübers) bei Hausschweinen, die in erster Linie für landwirtschaftliche Zwecke gehalten werden, die Aufmerksamkeit und ihren Erfolg/ihre Leistung im Folgen menschlicher Hinweise erhöht und ob Erfahrungen mit Menschen ihre kognitive Leistung positiv beeinflussen. 54 Schweine mit unterschiedlicher Erfahrung mit Menschen – Zuchtschweine, für die Verhaltensforschung gehaltene Freilandschweine und als Heimtiere gehaltene Schweine – absolvierten zu diesem Zweck ostensive und nicht-ostensive Versionen von drei verschiedenen Aufgaben. „Die Minischweine/Heimtier-Schweine sind dabei Teil eines Langzeitprojektes und leben bei Menschenfamilien, ähnlich wie Haushunde“, beschreiben Paula Pérez Fraga und Attila Andics, Co-Autor:innen vom Ethologie-Department der Eötvös Loránd Universität Budapest, die Situation der am meisten sozialisierten Schweinegruppe. „Die Forschungsschweine hingegen wurden von Geburt an trainiert und haben an zahlreichen Verhaltensstudien teilgenommen. Sie sind daher zwar sehr an den Umgang mit Menschen gewöhnt, verbringen ihre ‚Freizeit‘ aber unter sich auf der Wiese“, fügt Marianne Wondrak, Co-Autorin vom Clever Pig Lab Gut Aiderbichl, hinzu.
Schweine reagieren auf Menschen, aber nicht durch bessere Leistungen
Die Forscher:innen erwarteten, dass Schweine auf die menschliche Ostension mit erhöhter Aufmerksamkeit und verbesserter Leistung reagieren würden. Wenn die Sensibilität für Ostension aufgrund der Erfahrung mit Menschen zunimmt, sollten gemäß ihrer Annahme intensiver mit dem Menschen sozialisierte Schweine aufmerksamer sein und ihre Aufgaben besser meistern als weniger sozialisierte. Tatsächlich deuten die Ergebnisse darauf hin, „dass die Schweine in einer Aufgabe, in der ein Mensch ihnen den Weg um ein Hindernis zeigt, aufmerksamer auf ostensive als auf nicht-ostensive menschliche Signale reagieren. Ansonsten hatte die Ostension aber keinen Einfluss auf ihre Aufmerksamkeit oder die Bewältigung der Aufgaben“, erklärt Studienzweitautorin Ariane Veit vom Messerli Forschungsinstitut.
Trainingserfahrungen verbessern die Aufmerksamkeit und kognitive Leistung
Dies deutet laut den Wissenschafter:innen darauf hin, dass Schweine vom Menschen gelieferte Informationen anders verarbeiten als Heimtiere wie Hunde oder Pferde, auch wenn bei ihnen die Aufmerksamkeit ebenfalls durch Ostension erhöht wird. „Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass die Lebensbedingungen und die Erfahrung, wie das Training, unabhängig von der Ostension, die Aufmerksamkeit und die Leistung von Schweinen beeinflussen. Diese Ergebnisse verdeutlichen den Einfluss von Trainingserfahrungen und möglicherweise Wohlergehen auf die Problemlösungsfähigkeiten von Schweinen“, so Studien-Letztautorin Zsófia Virányi, die ebenfalls am Messerli Forschungsinstitut tätig ist.
Der Artikel „Human ostension enhances attentiveness but not performance in domestic pigs“ von Kimberly Brosche, Ariane Veit, Paula Pérez Fraga, Marianne Wondrak, Attila Andics und Zsófia Virányi wurde in „Scientific Reports“ veröffentlicht.
Wissenschaftlicher Artikel
Rückfragehinweis:
Priv.-Doz. Zsófia Virányi PhD.
Messerli Forschungsinstitut (MFI)
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni)
Zsofia.Viranyi@vetmeduni.ac.at