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Ersatzquartiere für Fledermäuse am Campus der Vetmeduni installiert
Am Gelände der Veterinärmedizinischen Universität Wien wurden im Rahmen eines Projekts des Österreichischen Naturschutzbundes – Landesgruppe Wien selbst gebaute Unterschlupfe für Fledermäuse angebracht. Die hölzernen Quartiere an der Außenwand der Reithalle sollen heimischen Fledermäusen künftig als Rückzugsmöglichkeit dienen. Begleitendes Monitoring der Quartiere ermöglicht die Sammlung wertvoller Daten über deren Nutzung.
Das Projekt* unter der wissenschaftlichen Leitung von Zoologin Judith Ullmann (Österreichischer Naturschutzbund Land Wien) basiert auf einem Citizen-Science-Ansatz, bei dem die Gesellschaft aktiv in den Naturschutz eingebunden wird. Ziel ist es, die Fledermauspopulation zu unterstützen und gleichzeitig wissenschaftliche Erkenntnisse über die Nutzung künstlicher Quartiere zu gewinnen, um den Schutz dieser Tiere weiter zu verbessern.
In Österreich gibt es rund 30 streng geschützte Fledermausarten, die eine zentrale Rolle im Ökosystem spielen. Sie ernähren sich hauptsächlich von Insekten, darunter Schädlinge der Forst- und Landwirtschaft sowie Krankheitsüberträger wie Stechmücken. Durch Gebäudesanierungen und Baumfällungen gehen jedoch viele ihrer natürlichen Behausungen verloren. Ersatzquartiere können mittelfristig dabei helfen, diesen Verlust auszugleichen. Die richtige Standortwahl ist dabei entscheidend, um den anspruchsvollen Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden. Neben dem Haus des Meeres und dem Lainzer Tiergarten wurde das Gelände der Vetmeduni in Wien Floridsdorf dafür auserkoren. Letztere machte nun den Auftakt.
„Tiny Houses“ für Fledermäuse
Am 16. November 2025 war es so weit: An der Fassade der Reithalle am Unicampus wurden 16 per Hand und vor Ort gezimmerte hölzerne Ersatzquartiere für Fledermäuse montiert. „Die Wahl des Standorts war dabei eine besondere Herausforderung: Es musste sichergestellt werden, dass die Ein- und Ausflugmöglichkeiten frei sind, keine ansässigen Greifvögel wie Falken in der Nähe leben und die Umgebung möglichst wenig künstliches Licht aufweist“, erklärt Judith Ullmann. Und die Reithalle erwies sich als ideal, da sie mit einer Montagehöhe von über drei Metern, wenig Umgebungsbeleuchtung und der Abwesenheit von Greifvögeln alle Anforderungen erfüllt.
Neben externen freiwilligen Helfer:innen packten auch Mitarbeiter:innen der Vetmeduni tatkräftig mit an. Darunter Sabine Fajmann vom Zentrum für Biologische Wissenschaften sowie Alexander Moravec vom Campusmanagement der Vetmeduni.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Untersuchung des Unterschieds zwischen ein- und zweikammerigen Quartieren. Die Hälfte der montierten Holzkästen besteht aus zwei Kammern, was zu einer erhöhten Temperaturstabilität beitragen soll. Fledermäuse können je nach Wärmebedarf zwischen den Kammern wechseln, was insbesondere im Jahresverlauf von Bedeutung sein könnte. Um die Besiedelung zu analysieren, wurden die Quartiere gezielt in unterschiedliche Himmelsrichtungen ausgerichtet angebracht. So soll untersucht werden, ob die Ausrichtung der Kästen einen Einfluss auf die Nutzung durch die Tiere hat.
„Zudem möchten wir einen Querschnitt verschiedener Lebensräume monitoren, um herauszufinden, wo Ersatzquartiere für Fledermäuse am sinnvollsten angebracht werden können,“ sagt Judith Ullmann. Dafür werden ab Dezember 2025 bzw. Jänner 2026 freiwillige Helfer:innen gesucht, die zu Citizen Scientists ausgebildet werden sollen. Neben der Vetmeduni, die sich in einer eher peripheren, kürzlich zugebauten Lage befindet, werden auch der Standort Haus des Meeres in der dicht verbauten Innenstadt sowie der Lainzer Tiergarten, der ein eher ländliches Umfeld bietet, in die Untersuchung einbezogen.
* Projekt des Österreichischen Naturschutzbundes – Landesgruppe Wien: „Bat House Project Vienna“ (Arbeitstitel)
(PDF) What makes a good bat house? Designing, building, testing and monitoring bat houses in Vienna, Austria: from inner-city to urban-forest environments
Hinweis: Das Projekt wurde allein durch den Naturschutzbund – Landesgruppe Wien (ÖNB) –hauptsächlich durch Spendengelder – finanziert.
alle Fotos: Thomas Suchanek/Vetmeduni