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Friedhöfe als Biodiversitäts-Hotspots

Friedhöfe in Wien stellen einen wertvollen Lebensraum und eine Zufluchtsstätte für Tiere und Pflanzen in urbaner Umgebung dar. Dort tummeln sich neben Füchsen, Rehen, Eichhörnchen und Hamstern auch Äskulapnattern und selten gesehene Arten wie der Wiedehopf oder die Wechselkröte. Im Rahmen eines Citizen-Science-Projektes möchten Forscher:innen die Gesamtheit der Artenvielfalt auf Friedhöfen dokumentieren. Dabei setzen sie auf Unterstützung durch Interessierte und Laien. Das Projekt ist heuer auch für den Citizen Science Award nominiert. Im Rahmen dieses Wettbewerbs können Interessierte und vor allem Schüler:innen selbst mitforschen und so einen wertvollen Beitrag zum Gelingen des Wissenschaftsprojektes leisten.

Foto: Martina Konecny

Friedhofsbesucher:innen ist die Begegnung mit (seltenen) Tieren meist nicht fremd. Eine umfassende Analyse der Flora und Fauna auf Friedhöfen gibt es bis dato allerdings nicht. Ein Forscherteam rund um Thomas Filek vom Institut für Paläontologie der Universität Wien hat sich zum Ziel gesetzt, die tierische, pflanzliche und pilzige Artenvielfalt in diesem Habitat möglichst ausführlich zu beschreiben und in ihrer Gesamtheit zu dokumentieren. Im Fokus dabei steht die Erforschung der letzten Ruhestätten als Lebensräume und mögliche Rückzugsorte für bestimmte Arten.

Im Frühjahr 2021 wurde das Citizen-Science-Projekt „BaF - Biodiversität am Friedhof“ ins Leben gerufen. Zu den Projektpartnern zählen die Friedhöfe Wien GmbH und die Forschungsplattform „Stadtwildtiere“. Martina Konecny, Veterinärmedizinerin an der Vetmeduni, ist ebenfalls tatkräftig am Projekt beteiligt. Die Spezialistin für Vögel und Reptilien sammelt Foto- und Videomaterial von tierischen und pflanzlichen Friedhofsbewohnern und legt sich oft auch selbst auf die Lauer, um Springspinnen, Mittelspechte oder Nachtpfauenaugen zu beobachten. „Durch das Projekt nimmt man die Diversität der Natur wieder deutlicher wahr und achtet mehr darauf, was in unmittelbarer Umgebung zu sehen oder zu hören ist. Dabei leisten auch die Mitarbeiter:innen der Friedhöfe Wien mit viel Engagement und Umsicht wichtige Unterstützung bei der Projektumsetzung,“ so Konecny.

Damit dieses komplexe Unterfangen auch gelingen kann, hoffen die Wissenschafter:innen auf Unterstützung von interessierten Laien und Friedhofsbesucher:innen. Sie sind dazu aufgerufen, Fotos und Sichtungsberichte an das Projektteam zu melden. Die so gesammelten Daten unterstützen die Forscher:innen maßgeblich dabei, die Artenvielfalt auf unseren Friedhöfen bestmöglich zu erfassen und dadurch auch zum Schutz dieser Tiere beizutragen.

Beobachten und mitforschen!

Nun ist das wissenschaftliche Forschungsprojekt für den Citizen Science Award 2022 nominiert. Interessierte, Laien und insbesondere Schüler:innen sollen dadurch für Forschung und Innovation begeistert und zum aktiven Mitforschen animiert werden.

Wie man sich beteiligen kann:

Bis zum 08. Juli 2022 ist es möglich, Beobachtungen und Sichtungen online einzumelden (Details dazu siehe Projektwebsite). Die Meldung kann entweder mittels Sichtungsformular, über die App „Wildtiere“ oder die Website Stadtwildtiere erfolgen. Wichtig dabei ist, den Beobachtungsort sowie den Zeitpunkt der Sichtung anzugeben. Ebenso können Bild- und Videomaterial eingeschickt werden. Den engagiertesten Citizen Scientists winken Sach- und Geldpreise.

 

Video: "Leben erwacht am Friedhof"

Fotos und Video: Martina Konecny