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Gesunde und sichere Lebensmittel – für uns und für die ganze Welt ...
Hermann Schobesberger vom Zentrum für Lebensmittelwissenschaften und Öffentliches Veterinärwesen vertritt die Vetmeduni als Experte für das UN-Entwicklungsziel „Kein Hunger“ im UniNEtZ, einem Bündnis aus 23 Institutionen zur Umsetzung der SDGs. Im Gespräch erzählt er von den vielfältigen Aspekten des Entwicklungsziels und welchen Beitrag die Vetmeduni dabei leisten kann.
VETMED: Mit welchen Forschungs- und Arbeitsfeldern in Bezug auf das SDG 2 „Kein Hunger“ beschäftigt sich die Vetmeduni?
Hermann Schobesberger: Das Ziel bei SDG 2 ist eine gesunde Ernährung und die kann nur von ausreichenden, sicheren und gesunden Lebensmitteln aus einer ökosozialen Landwirtschaft kommen. Daher liegt der Fokus auf Nachhaltigkeit, die Biodiversität miteinschließt und die auch im Sinne der Agrobiodiversität zu verstehen ist. Alte, bodenständige Nutztierrassen sind vom Verschwinden bedroht, weisen oft aber wichtige, genetisch bedingte Vorteile auf, wie größere Resilienz gegenüber Krankheiten oder klimatischem Stress. Daher engagiert sich die Vetmeduni intensiv für den Erhalt und die Nutzung dieser wertvollen genetischen Ressourcen und kooperiert dabei eng mit den verschiedenen Zuchtverbänden Österreichs.
Übrigens: Auch die Bienen zählen zu den Nutztieren, hier war die Vetmeduni Partnerin im Projekt „Zukunft Biene“. Aber auch Lebensmittel müssen sicher sein und hier ist das Kompetenzzentrum FFoQSI zu nennen, gemeinsam geführt von Vetmeduni, BOKU und der FH Oberösterreich. Weiters gehören zum SDG 2 die Produktivität und die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft. Hier engagiert sich die Universität insbesondere im Rahmen des Smart Farming, das kleinen Betrieben eine Chance gibt, in Sachen Effizienz und minimalem Ressourceneinsatz mit den Großen auf dem Weltmarkt mitzuhalten. So sollen im Rahmen des Masterstudiums „Digitalisierung im Tiergesundheitsmanagement“ interessierte Tierärzt:innen diese modernen Technologien kennenlernen, um sie später in ihrer Praxis sinnvoll anwenden zu können.
In sechs Jahren läuft die Agenda 2030 mit ihren UN-Entwicklungszielen aus. Wie ist Ihre Einschätzung in Bezug auf die Erreichung des SDG 2 bis dahin?
Schobesberger: Hier muss man zwischen der nationalen und der globalen Situation unterscheiden. In beiden Fällen gibt es in einigen Subzielen Grund für vorsichtigen Optimismus, in anderen stehen wir noch vor großen Herausforderungen. Hunger ist in Österreich zum Glück kein Thema, es gilt vielmehr, die Überernährung in den Griff zu bekommen und die nachhaltige Landwirtschaft auszubauen. Global ist Hunger leider nach wie vor ein Thema. Hier braucht es Frieden in den Konfliktgebieten als Voraussetzung für stabile lokale Verwaltungsstrukturen und Politik, und die wirtschaftliche und gesellschaftliche Ermächtigung der Frauen, denn sie tragen in vielen Regionen noch immer die Hauptlast der landwirtschaftlichen Produktion und Versorgung mit Lebensmitteln. In diesem Zusammenhang bin ich sehr stolz darauf, dass die „Tierärzte ohne Grenzen“ ihre Österreichzentrale an unserer Universität aufgeschlagen haben. Sie leisten unglaubliche Arbeit in benachteiligten Regionen, verbessern nicht nur die Tiergesundheit und das Tierwohl, sondern auch die gesamten Lebensumstände der betroffenen Menschen.
"Unsere Universität ist mit ihrem Auftrag, Gesundheit und Wohl unserer Lebensmittel produzierenden Tiere sicherzustellen, mitten im SDG 2 verankert. Gesunde und sichere Lebensmittel gibt es nur von gesunden Tieren."
Interview: Veronika Steiner, Foto: Thomas Suchanek/Vetmeduni