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Was ist drinnen im Heu? Heuanalyse für eine sichere Pferdeernährung
Gutes Heu ist das A und O für eine gesunde Pferdeernährung. Doch was genau ist „gutes“ Heu und woran erkennt man es? Am Zentrum für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften der Vetmeduni werden regelmäßig Heuanalysen durchgeführt. Dabei geht es in erster Linie um eine Beurteilung mit den eigenen Sinnen.
Manfred Hollmann vom Zentrum für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften bei der grobsinnlichen Heuuntersuchung.
„Pro Jahr erreichen uns rund 140 Heuproben zur Auswertung. Pferdehalter:innen schicken diese Proben einerseits zur routinemäßigen Überprüfung des Heus und andererseits wenn die Pferde Symptome einer Krankheit oder Vergiftung zeigen“, sagt Manfred Hollmann. Der Veterinärmediziner arbeitet am Zentrum für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften und ist dort für die Analyse von Heu bzw. Grundfuttermitteln zuständig und in der Lehre tätig. Im Lager stapeln sich Kisten und Schachteln mit den unterschiedlichsten Heuproben, die eingeschickt wurden und untersucht werden müssen. Wichtigstes Arbeitswerkzeug dafür ist vor allem die Sinnesprüfung.
Fühlen, Riechen, Sehen
Neben dem Futterwert (Verdaulichkeit) des Heus spielt dessen hygienischer Wert eine besondere Rolle. Beides lässt sich unter dem Einsatz der eigenen Sinne gut beurteilen. Bei der systematischen Betrachtung des Heus kommt es auf einzelne Parameter wie Farbe, Futterstruktur oder Verunreinigungsgrad an. Diese und weitere Merkmale werden mittels Punktevergabesystem beurteilt. Manfred Hollmann greift dazu mit beiden Händen in eine Heuprobe. Wie fühlt sich das Heu an? Piksen Stängel in die Handflächen oder fühlt es sich klamm, gar leicht feucht an? Die Bewertung der Struktur und des Gefüges des Heus sind bei der sogenannten grobsinnlichen Heuuntersuchung ebenso essenziell wie die Beurteilung des Heugeruchs und dessen Farbe. „Der direkte Vergleich zeigt es“, erklärt Manfred Hollmann. „Schon anhand der Farbe kann man gutes von schlechtem Heu unterscheiden. Ein hell- bis olivgrüner Farbton bei getrocknetem Heu ist ideal. Ist es hingegen braun oder schwärzlich, weist das auf ein qualitativ minderwertiges Heu hin.“ Staubentwicklung und Erdreste geben Hinweise auf den jeweiligen Verschmutzungsgrad. Ein brandiger, muffiger – fast schon fauliger – Geruch des Heus ist immer ein Alarmsignal für Schimmelbefall. Und den kann man bei manchen eingelagerten Heuproben definitiv erkennen. „Ein solches Heu ist als Futter ungeeignet, denn es kann unter anderem Atemwegserkrankungen und Verdauungsprobleme bei Pferden hervorrufen“, so Manfred Hollmann.
Damit man eine zuverlässige Aussage zur hygienischen Qualität des Heus treffen kann, sollte bereits bei der Probennahme einiges beachtet werden. „Die entnommene Heuprobe muss repräsentativ für die gesamte Partie sein. Deshalb sollten immer mehrere Ballen und
Ballenschichten beprobt werden. Zudem benötigen wir eine ausreichende Menge an Material für die Auswertung. Da reicht eine Handvoll Heu nicht aus“, sagt Hollmann. Am besten verpackt man drei bis fünf Kilogramm Heu in einen Karton oder Papiersack. Wichtig dabei ist, dass die Probe luftdurchlässig verpackt eingesendet wird. Sollen Futtermittel nach Eintritt eines Schadensfalls überprüft werden, muss die Probe aus der aktuell im Einsatz befindlichen Charge gezogen werden. Hier sind ein Kilogramm Getreide, Pellets oder Müsli ausreichend.
Futterqualität
Für ein Freizeit-/Reitpferd (durchschnittlich):
• In der Blüte geerntet, erster Schnitt im Frühsommer
• Kräuter und etwas Klee enthalten (Stängel-Blatt-Verhältnis ca. 65:35), nicht zu kurz
• Grüne Farbe, keine Verfärbungen
• Aromatischer Geruch (je nach Anteil an Kräutern)
• Keine Verunreinigungen (ein wenig Staub lässt sich kaum vermeiden)
Für Fohlen:
• Zweiter Schnitt im Spätsommer
• Blattreich mit Kräutern und Klee
• Grüne Farbe, keine Verfärbungen
• Aromatischer Geruch
• Keine Verunreinigungen
Hinweis: Pferde sollen individuell, angepasst an ihre Leistung, gefüttert werden. Kurzes „Rinderheu“ ist nur für Pferde mit mindestens mittlerer bis schwerer Arbeit geeignet.
Das Zentrum für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften der Vetmeduni widmet sich aktuellen Fragen der Futterqualität, Fütterung und Phytotherapie sowie der
Giftpflanzenkunde beim Pferd. Neben der grobsinnlichen Heuuntersuchung werden unter anderem folgende Dienstleistungen angeboten:
• Mikrobiologische Untersuchung (Keimzahlen von Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen)
• Rohnährstoffanalyse
• Bestimmung des Fruktan- und Zuckergehalts
• Bestimmung des Quellvermögens und des Endotoxingehalts
• Botanische Untersuchung von Mageninhaltsproben
• Giftpflanzenauskünfte
• Fütterungsberatung
Text: Nina Grötschl
Fotos: Thomas Suchanek/Vetmeduni