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Forschung
Den Nährwert der Wiese im Blick – Assistenzprofessorin Barbara Metzler-Zebeli im Porträt
Pflanzeninhaltsstoffe hängen von vielen Faktoren ab, unter anderem von klimatischen Bedingungen. Verändern sich diese, wirkt sich das auf die Zusammensetzung der Futterpflanzen und damit auf die Nahrungsverwertungsprozesse im Körper von Nutztieren, deren Gesundheit und deren Leistung aus. Die Agrarbiologin Barbara Metzler-Zebeli erforscht die ganze Bandbreite dieser Interaktionen.

In den vielschichtigen Verflechtungen zwischen Pflanzenwelt, Tiergesundheit und Ernährungssicherheit hat die Erderwärmung neue Fakten geschaffen. „Parallel mit dem Klima wandelt sich auch die Landwirtschaft“, erklärt Barbara Metzler-Zebeli. „Hitze, Trockenheit und Extremwetterereignisse erhöhen den Stress auf Nutz- und Weidepflanzen, dadurch verändert sich ihr Gehalt an primären und sekundären Inhaltsstoffen. Das wiederum beeinflusst den Futterwert für die Nutztiere und in der Folge die Tiergesundheit.“ Letztlich betreffe das sogar die Qualität der tierischen Produkte.
Um den sich daraus ergebenden Frage- und Problemstellungen zu begegnen, hat die Vetmeduni am Zentrum für Systemtransformation und Nachhaltigkeit in der Veterinärmedizin, das Metzler-Zebeli leitet, den Schwerpunkt „Nachhaltige Pflanzenmetaboliten-Tier-Interaktionen“ installiert. Seit Oktober des Vorjahres ist sie neue Assistenzprofessorin für dieses Fach. Die Agrarbiologin, die an der Universität Hohenheim in Stuttgart in Tierernährung und Futtermittelwissenschaften promoviert hat, forscht seit 2011 an der Vetmeduni. 2014 hat sie sich hier habilitiert, zuletzt war sie fünf Jahre Gastprofessorin für Ernährungsphysiologie. „Die Beschäftigung mit der Zukunft der Ernährung beginnt auf Feld und Wiese“, schildert sie einen Aspekt ihrer künftigen Forschungsvorhaben. „Schon heute bemerken wir eine andere botanische und chemische Zusammensetzung von Weidekräutern als früher.“ Wie diese im Detail aussieht und welche Konsequenzen die jeweiligen Veränderungen für die Nutztierhaltung haben, möchte sie herausfinden.
Potenzielle Gesundheitsrisiken
Der Klimawandel fördert Schimmelpilze, Endophyten und Giftpflanzen auf den Weidewiesen. „Werden die Konzentrationen bestimmter Pflanzeninhaltsstoffe durch äußere Einflüsse zu hoch, kann das ein Gesundheitsrisiko für die Tiere sein“, veranschaulicht Metzler-Zebeli. „Auch Überschwemmungen, wie etwa jene im vergangenen September, können zu einer höheren Belastung von Nutzpflanzen mit Schimmelpilzen und deren Giften führen.“
Doch was tun, wenn Tiernahrung nicht unter optimalen Bedingungen gedeihen kann? Auch damit beschäftigt sich Metzler-Zebeli. „Eine Möglichkeit, unerwünschte Stoffe zu reduzieren, ist die Fermentation“, erläutert sie. „Dafür eignet sich der Prozess der Silage sehr gut.“ Silierung konserviert, baut aber auch sekundäre Komponenten ab. Darauf fokussiert auch eines ihrer laufenden Projekte, in dem es um grüne Proteine für Schweine als gesunde und ökologisch verantwortungsvolle Alternative zu aus Übersee importiertem Soja geht. Dies könne man sich vorstellen wie die Herstellung von grünem Sauerkraut. „Dazu experimentieren wir mit einheimischen Luzernen, die im Knospenstadium einen hohen Proteingehalt haben.“
Prävention durch Phytobiotika
Des Weiteren ist Prävention ein großes Thema für Metzler-Zebeli. „Gerade bei Jungtieren lassen sich durch die Gabe von Phytobiotika Darmerkrankungen vermeiden.“ Phytobiotika sind natürliche Pflanzenextrakte, etwa aus Kräutern und Gewürzen, und wirken bei konstanter Aufnahme auf den Verdauungsprozess, das Darmmikrobiom sowie die Darmbarrierefunktion. Zu diesem Zweck nimmt Metzler-Zebeli die nützlichen Pflanzeninhaltsstoffe unter die Lupe. Dieses Drehen an vielen Schrauben, um langfristig Verbesserungen zu erreichen, sei für sie das Befriedigende an ihrer Arbeit, sagt die Forscherin mit einem Lächeln. Auch privat gerne in der Natur unterwegs, sei ihr Berufsalltag zwischen Feld, Stall, Labor, Hörsaal und Computer zudem die perfekte Mischung für sie. „So komme ich neben der Bürotätigkeit auch immer wieder an die frische Luft.“
In der Lehre ist ihr wichtig, dass sich Theorie und Hands-on-Training abwechseln. „In puncto Praxis hat die Vetmeduni super Möglichkeiten.“ Aber nicht nur die Ausbildung ihrer Studierenden, auch die Wissensvermittlung an die Allgemeinbevölkerung liegt ihr am Herzen. „Know-how darüber, welche Pflanzen nützlich, welche heilsam und welche giftig sind, ist für alle bedeutsam.“
Viel Spaß macht ihr momentan der Wissenstransfer an 14- bis 16-Jährige im Zuge des dreisemestrigen außerschulischen Lehrgangs „Das Tier und wir“ an der Science Academy des Landes Niederösterreich, der teilweise an der VetFarm der Vetmeduni stattfindet. „Die Jugendlichen sind sehr interessiert, umso mehr, je näher wir am Tier dran sind. Zu sehen, wie sie das Wissen über Rinder, Schweine, Pferde, das Tierwohl und die Lebensmittelproduktion förmlich aufsaugen, macht mir große Freude.“
Text: Uschi Sorz
alle Fotos: Thomas Suchanek/Vetmeduni
Der Beitrag ist in VETMED 01/2025 erschienen.