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Notfälle erkennen und Erste Hilfe: So bleibt die Katze gesund

Der Stubentiger zittert, leidet an Atemnot, verweigert die Nahrung oder blutet stark. Wie leistet man erste Hilfe bei Katzen? Welche Erstmaßnahme es bei Notfällen wie Vergiftungen, Krampfanfällen oder Verletzungen gibt, zeigen die Tipps fürs Tier der Vetmeduni.

Foto: shutterstock

Vitalwerte bei der gesunden Katze

Atemfrequenz: 10-30 Atemzüge/Minute
Durchführung: Anzahl der Atemzüge der Katze zählen.
Formel: (Atemzüge/30 Sekunden) x 2

Puls: 160-200 Herzschläge/Minute
Durchführung: Mit Zeige- und Mittelfinger (Pistolengriff) an der Innenseite des Hinterbeins die Anzahl der Pulsschläge messen.
Formel: (Pulsschläge/15 Sekunden) x 4

Achtung: Durch Anstrengung, Aufregung, Stress, Trächtigkeit, Fieber oder Erkrankung kann die Pulsfrequenz vom Normalwert abweichen.
 

Innere Körpertemperatur: 38,0-39,3 Grad
Durchführung: Die Katze sollte von einer zweiten Person behutsam fixiert werden. Digitales Veterinär-Thermometer mit Gleitmittel präparieren, vorsichtig einführen und schräg am After (Mastdarm) anlegen, um Kontakt zur Schleimhaut herzustellen. Gegebenenfalls ein zweites Mal messen.

Achtung: Eine Körpertemperatur unter 38,0 oder über 39,3 Grad kann auf Erkrankungen wie Durchfall, Unterkühlung sowie Fieber, körperliche Anstrengung, Aufregung oder eine hohe Umgebungstemperatur zurückzuführen sein.

Schleimhäute-Test

Normaler Befund: Schleimhäute sind blassrosa bzw. pigmentiert.

Abnormale Befunde:

  • Blass: Hinweis auf Blutarmut oder Durchblutungsstörungen (Schock)
  • Gerötet: Hinweis auf Entzündung, stärkere Durchblutung (Schock)
  • Gelb: Hinweis auf Ablagerungen von Gallenfarbstoffen
  • Blau: Hinweis auf unzureichende Sauerstoffzufuhr
Notfälle und Symptome
  • Atemnot oder erhöhte Atemfrequenz
  • Deutlich veränderte Schleimhäute
  • Krampfanfälle
  • Augenverletzungen
  • Nahrungsverweigerung > 24h
  • Wiederholtes, schwallartiges Erbrechen und zunehmende Schwäche
  • Verschlucken von Fremdkörpern oder giftigen Substanzen
  • Kein Harnabsatz
  • Schwerer (Auto-)Unfall; Fenstersturz; Quetschung durch Kippfenster; Trauma durch Waschmaschine*
  • Verbrennungen
  • Lähmung einer oder mehrerer Gliedmaßen
  • Anhaltende Vokalisation (= Schmerzäußerung)
  • Lethargie
  • Starke, unstillbare Blutung
  • Bissverletzung (bei Freigängern)

*Waschmaschinentrauma: Es kommt leider nicht selten vor, dass Katzen durch die offene Tür in eine halbvolle Waschmaschine klettern und dann versehentlich „mitgewaschen“ werden.


Häufige Spezialfälle

Erbrechen

Schwallartiges, wiederholtes Erbrechen mit zunehmender körperlicher Schwäche

  • Verschlucken von Fremdkörpern (Haare, Schnüre, Geschenkbänder, Lametta)
  • Einstülpung eines Darmanteils (Invagination)
  • Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)


„Geblockter Kater“

  • Kein Harnabsatz oder nur in kleinen Tröpfchen
  • Pressen auf Harn
  • Urinieren neben Katzenkiste
  • Blut im Harn
  • Auffällig häufiges Putzen am Penis

Aufgrund von Entzündung, Harnkristallen oder Steinen fehlender Harnabsatz

Eine Katze oder ein Kater, die/der keinen oder nur wenig Harn absetzen kann, ist ein absoluter Notfall. Durch den Harnstau kann es zu lebensbedrohlichen Elektrolytverschiebungen kommen!


Krampfanfall

Bei Krampfanfällen zeigen die Tiere plötzlich Symptome wie Muskelkrämpfe bei verändertem Bewusstsein oder Zuckungen (auch oft nur im Gesicht, sogenanntes „Facial Twitching“ oder „Orofacialer Autismus“) und müssen bei einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorstellig werden.

  • Ruhig bleiben und langsam, leise mit dem Tier reden, es vorsichtig streicheln
  • Lage sichern und Verletzungsgefahr durch Decken und Pölster mindern
  • Raum abdunkeln oder Augen mit einem Tuch bedecken
  • Dokumentation (Zeitraum, Ablauf via Handykamera)
  • ACHTUNG: Nicht ins Maul greifen!
  • Nach dem Anfall die Körpertemperatur messen und das Tier gegebenenfalls aktiv kühlen
  • Wenn der Anfall nicht aufhört (> 5 Minuten Dauer) Katze sofort zum Tierarzt bzw. zur Tierärztin oder in die Tierklinik bringen


Vergiftung

Kombination aus neurologischen und gastrointestinalen Symptomen, je nach Gift und Menge

  • Gedämpftes oder gesteigertes Bewusstsein
  • Schwankender Gang
  • Leichtes Zittern bis hin zu Krämpfen
  • Übermäßiges Speicheln bis hin zu Erbrechen

Verzehr von

  • Giftigen Pflanzen (z.B. Lilien, Eibe)
  • Ratten- oder Mäusegift (z.B. Alpha-Chloralose)

Einen häufigen Notfall stellt die Permethrin-Vergiftung bei der Katze dar. Bitte lassen Sie sich von Ihrem Haustierarzt über die optimale Parasiten-Prophylaxe für Ihre Katze beraten und verabreichen Sie nie ein Präparat, welches für Hunde oder andere Tierarten bestimmt ist.

Bei einer Vergiftung sofort eine Tierärztin bzw. einen Tierarzt aufsuchen! Die Behandlung umfasst eine Dekontamination sowie einen stationären Klinikaufenthalt.

 

Infografik zum Download:

Grafik: Matthias Moser/Vetmeduni
Fachlicher Input: Universitätsklinik für Kleintiere 


Im Fall der Fälle
Die Kliniken der Vetmeduni sind im Notfall 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr erreichbar.
 

24-Stunden-Telefon:

  • Kleintiere: +43 1 25077-5555

  • Pferde: +43 1 25077-5520

  • Nutztiere: +43 1 25077-5232