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Universität

Toxinen auf der Spur

Elisabeth Varga, neue Assistenzprofessorin für Analytische Chemie, Lebensmittel- und Umweltanalytik, wurde durch die Faszination für die Massenspektrometrie zur Forscherin. An der Vetmeduni wird sie weiterhin zu Pilz- und Algentoxinen arbeiten und sich mit der Prüfung der Qualität von Fleisch beschäftigen.

Faszination für Massenspektrometrie: Im Masterstudium hat Elisabeth Varga „ihre“ Technik gefunden, mit der sie neue Toxine identifiziert und die Giftmenge quantifiziert. Foto: Michael Bernkopf/Vetmeduni

Wenn wir nur zwei Schlagworte hätten, um die neue Assistenzprofessorin Elisabeth Varga zu beschreiben, wären das „natürliche Toxine“ und „Massenspektrometrie“. Wer an dieser Schnittstelle eine sattelfeste chemische Analytikerin mit wachem Interesse für Neues sucht, ist bei ihr richtig. Im August 2022 wurde sie etwa vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin kontaktiert, um gemeinsam das massive Fischsterben an der Oder in Polen und Deutschland aufzuklären. Doch dazu später.

Ihre wissenschaftliche Karriere begann sie mit dem Bachelor in „Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie“ und dem Master „Safety in the Food Chain“ an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU). Nach der Dissertation am Department für Agrarbiotechnologie (IFA Tulln) forschte sie mit einem Erwin-Schrödinger-Auslandsstipendium des Wissenschaftsfonds in Dänemark und Wien zu Algengiften. Zuletzt war die gebürtige Wienerin, aufgewachsen in Floridsdorf, am Institut für Lebensmittelchemie und Toxikologie der Fakultät für Chemie der Universität Wien. „Für mich war eine breite Ausbildung wichtig. Ich lege Wert darauf, in interdisziplinären Projekten mit angrenzenden Disziplinen zu arbeiten. Entsprechend freue ich mich schon auf die Kooperationen innerhalb der Vetmeduni, wo ich meine Expertise einbringen, aber auch neue Anwendungsfelder erschließen kann.“

Was Fische umbringt

Elisabeth Varga bringt reichlich Erfahrung mit Mykotoxinen (Pilzgiften) mit, weil das IFA Tulln hier eine Hochburg darstellt. Mit dem Forschungsaufenthalt in Dänemark erarbeitete sie sich eine umfangreiche Expertise im Bereich Phykotoxine (Algengifte). Diese war beim massiven Fischsterben an der Oder gefragt, als der Verdacht auf die Mikroalge Prymnesium parvum fiel: „Ich wurde angerufen, ob ich diese Alge und ihre Toxine kenne und sie analysieren kann. Das habe ich bejaht und den Nachweis erbracht.“ Die Antwort ist typisch für die Art, wie sie ihre Arbeit anlegt: die aktuelle Forschung kennen und vorantreiben, sich auf Konferenzen und mit Publikationen auf dem neuesten Stand halten und das Wissen für den Einzelfall passend einsetzen. Eine Massenblüte der grünen Mikroalge setzte Prymnesine frei, die Kiemenzellen schädigen und durch eine überschießende Immunreaktion letztlich zum Ersticken der Fische führen.

Eine Technik, viele Möglichkeiten

Immer kommt bei ihren Analysen die Massenspektrometrie zum Einsatz. Der Faszination für diese Technik ist Elisabeth Varga im Masterstudium „verfallen“. Sie begeistert sich vor allem für die Kopplung mit Flüssigkeitschromatographie, vom Screening über die Identifikation neuer Toxine samt verstoffwechselter Produkte (Metabolite) bis hin zur Quantifizierung von Kontaminanten. Immer wieder werden auch Kot-, Urin- und Plasmaproben ans Labor geliefert, „die bei der Vorbereitung recht geruchsintensiv sein können. Solche Schwierigkeiten sind aber zu überwinden“.

Prinzipien für die Lehre

An der Fakultät für Chemie wurde Elisabeth Varga von den Studierenden wiederholt unter die besten zehn Lehrenden gewählt: „Das Wichtigste ist für mich der Respekt für die Studierenden. Ich nehme Rücksicht auf ihre Bedürfnisse und Interessen, verknüpfe meine Themen mit parallel gelehrten Inhalten, damit es keine Dopplungen, sehr wohl aber Anknüpfungspunkte gibt. Gerne nehme ich auch Anschauungsobjekte mit in die Vorlesungen.“ Für sie als Analytikerin ist es wichtig, dass Studierende nicht nur vorgegebene Rechenwege befolgen, sondern selbst nach passenden Möglichkeiten der Analyse von Datensets suchen und die Ergebnisse auf Plausibilität prüfen. Die Arbeit an einer Universität ist genau ihr „Ding“, „weil ich gerne mit anderen und für andere Leute arbeite, aber Flexibilität brauche und mitbestimmen will, was ich tue. In der Industrie werden manchmal Projekte, die einfach noch etwas Zeit gebraucht hätten, abgebrochen. Bei der Grundlagenforschung zu den Algen hätte ich mir nie gedacht, dass ich letztlich an der Lösung eines großen Problems wie dem Fischsterben direkt mitarbeiten würde.“ Entscheidend sind für sie die Vernetzung und der Austausch mit anderen Forschenden. Bestehende Kontakte auffrischen und neue knüpfen gelingt ihr auf Konferenzen. Nächste Gelegenheit für viel Interaktion und neue Ideen ist die im Herbst in Japan stattfindende Konferenz „Harmful Algae“, genau zum Spezialgebiet der neuen Assistenzprofessorin.

Text: Astrid Kuffner

Der Beitrag erschien in VETMED 02/2023