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Universität

Führungstrio der Universitätsklinik für Kleintiere im Talk

Mit der neuen Universitätsklinik für Kleintiere wurde auch eine neue Führungsstruktur implementiert. Die Kollegiale Führung lenkt seit Frühjahr 2022 die Geschicke der Kleintierklinik und setzt sich aus den Funktionen tierärztliche Leitung, Pflegeleitung sowie betriebsorganisatorisch-kaufmännische Leitung zusammen. Wie greifen diese Strukturen in der Praxis ineinander und welche Vorteile ergeben sich dadurch? VETMED hat mit Britta Vidoni, Beatrix Schönholz und Carsten Martschin gesprochen.

Universitätsklinik für Kleintiere der Vetmeduni. Foto: Hertha Hurnaus

VETMED: Frau Vidoni, Frau Schönholz, Herr Martschin: Ich darf Sie um eine kurze persönliche Vorstellung bitten. Welche Zuständigkeiten und Kernaufgaben fallen jeweils in Ihren Bereich?

Britta Vidoni: Ich bin Fachtierärztin für Kleintierchirurgie und tierärztliche Leiterin der Universitätsklinik für Kleintiere der Vetmeduni seit September 2022. Zu meinen Aufgabenbereichen zählen neben der strategischen Entwicklung und fachlichen Vertretung der Klinik auch die Überwachung des Klinikbetriebs unter veterinärmedizinischen Gesichtspunkten. Zudem verantworte ich die Sicherung des Lehr- und Dienstleistungsbetriebs. Meine Stellvertreterin ist meine geschätzte Kollegin Ulrike Auer, sie ist Spezialistin für Anästhesiologie und perioperative Intensivmedizin.

Beatrix Schönholz: Als Leiterin des Pflegebereichs der Kleintierklinik bin ich für die pflegerischen Ziele und Konzepte im Sinne einer patientenorientierten Pflege verantwortlich und sorge für einen wirtschaftlich effizienten Pflegebetrieb. Zudem koordiniere ich die Zusammenarbeit mit der Tierpflegschule, die bei uns am Campus der Vetmeduni angesiedelt ist.

Carsten Martschin: In meinen Händen liegt die betriebsorganisatorisch-kaufmännische Leitung der Kleintierklinik. Zu meinen Kernaufgaben zählt neben der wirtschaftlichen und organisatorischen Führung und Entwicklung der Klinik auch die Qualitäts- und Zielmessung des klinischen Betriebs. Weiters bin ich zentrale Anlaufstelle innerhalb der Universitätsklinik für Kleintiere.

 

Haben sich Ihre Erwartungen an die neue Kleintierklinik erfüllt?

Vidoni: Die Frage nach der Erfüllung unserer Erwartungen lässt sich mehr als bejahen. Denn in einer modernen Architektur, die höchsten medizinischen Ansprüchen Rechnung trägt, und gleichzeitig in einer behaglichen Raumatmosphäre arbeiten zu dürfen, macht uns sehr stolz!

Schönholz: Und mit einer zentralen Anlaufstelle für Kleintiere ergeben sich nun ganz neue effiziente Abläufe und es besteht eine optimale veterinärmedizinische Versorgung, die auch den Anforderungen der Tierhalter:innen in höchstem Maße entgegenkommt. Gleichzeitig bietet sie eine interdisziplinäre und praxisorientierte Ausbildung, die ihresgleichen sucht.

Martschin: Um mit unserem Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung zu sprechen: Erstklassige Forschung braucht erstklassige Infrastruktur und die neue Universitätsklinik für Kleintiere bietet die besten Voraussetzungen für optimale Forschungs- und Lehrleistungen.

Was ist in Ihren Augen besonders gut gelungen? Worauf sind Sie besonders stolz?

Vidoni: Stolz sind wir auf unsere Mitarbeiter:innen und Studierenden und all jene, die diesen klinischen Lehr- und Forschungsbetrieb jeden Tag aufs Neue möglich machen. Und zwar von der ersten Minute an, als das neue Gebäude in Betrieb genommen wurde und die Situation für alle Beteiligten vollkommen neu – und manches sicher noch nicht ganz ausgereift – war.

Schönholz: Und wir sind stolz auf unsere Intensivstation nach neuesten und besten Standards, eine eigens zugängliche Isolierstation (mit eigenem Lift) und die Aufbereitung der Medizinprodukte im OP-Zentrum nach humanmedizinischen Standards, die jeweils ihresgleichen suchen.

Martschin: Ergänzen möchte ich noch, dass wir uns auch auf den Einsatz unseres Kommissionierungsautomaten (Apothekenroboter) freuen, der die automatisierte Medikamentenverteilung per Rohrpost künftig wesentlich vereinfachen wird.

Alle notwendigen Disziplinen arbeiten nun unter einem Dach. Welche neuen Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Team bieten sich dadurch? Welche Neuerungen sind mittlerweile „gelebter Alltag“? Und wo liegen so manche Herausforderungen?

Vidoni: In der neuen Kleintierklinik ist nun eine noch effizientere, fachübergreifende Tierpatientenbetreuung möglich. Dies ist ein wichtiger Baustein in der Ausbildung unserer Studierenden. Zudem können wir nun besser unsere Ressourcen nutzen und das enge, abteilungsübergreifende Zusammenwirken von wissenschaftlichem und nichtwissenschaftlichem Personal lässt uns Synergien ausschöpfen. Diese zeigen sich in der Lehre zum Beispiel in der Lehrveranstaltung der Klinischen Ambulanzen, wo eine gemeinsame fachübergreifende Betreuung (Interne Medizin, Chirurgie, Notversorgung, Anästhesie) hervorzuheben ist.

Schönholz: Gelebter Alltag ist das Einbringen unserer Mitarbeiter:innen in Arbeitsgruppen – eine klare Form der Mitgestaltung und Mitarbeiter:innenmotivation. Auch auf Führungsebene ist das Klinikboard, das die Interessen der Abteilungen in den Klinikalltag mit der Kollegialen Führung einbindet, bereits ein effizientes Instrument geworden. Nicht zu vergessen die zentrale Annahme, die von der ersten Minute die zentrale Patientensteuerung übernahm.

Martschin: Die Herausforderungen liegen zum Teil noch in der Angleichung von Standards. Etablierte Vorgehensweisen einzelner Abteilungen, die sich bewährt haben, lassen sich nicht von heute auf morgen nach neuen Mustern vereinheitlichen. Hier trägt die gelebte Praxis im Laufe der Zeit zu den notwendigen Schritten bei und verlangt jeden Tag aufs Neue, uns bestmöglich aufzustellen.

Die neue Universitätsklinik für Kleintiere ermöglicht eine lückenlose Integration der Studierenden in den klinischen Alltag. Welche Vorteile ergeben sich daraus für die Ausbildung angehender Tierärzt:innen?

Vidoni: Die Ausbildung erfolgt unter einem Dach fachübergreifend und ist dadurch pro Einheit weniger isoliert als in der Vergangenheit an dezentralen Standorten. So können die Studierenden mehr Erfahrung sammeln, da sie mit unterschiedlichen Tierpatienten konfrontiert sind.

Schönholz: Fachübergreifende Diskussionen bedeuten eine noch effizientere praktische Ausbildung. Im Sinne des „Peer-to-Peer“- Modells verstärkt sich der Austauschzwischen Studierenden in früheren und späteren Semestern. Eine größere Gruppe von Studierenden kommt an einem Ort unter einem Dach zusammen. Dadurch wird die immer mehr an Bedeutung gewinnende Schwarmintelligenz für eine lernende Organisation gefördert.

Welche Ziele haben Sie für die Kleintierklinik hinsichtlich Klinik und Praxis sowie für die Ausbildung der Tierärzt:innen von morgen?

Martschin: Die Hilfestellung von virtueller Realität und medienunterstützter Ausbildung wird ein wichtiger Meilenstein in der Weiterentwicklung von Qualifikationen sein.

Vidoni: Gleichzeitig dürfen Hands-on-Fähigkeiten durch den Einsatz von Studierenden nicht nur in Spezialambulanzen, sondern auch in allgemein klinischen Ambulanzen nicht zu kurz kommen.

Schönholz: Die Zukunft wird auch auf eine Verstärkung postgradualer Ausbildungen setzen, die einen wertvollen Beitrag für die Tierärzt:innen in der Praxis darstellen.

Der Beitrag erschien in VETMED 01/2023

Interview: Nina Grötschl