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Universität

Praxisorientierte Ausbildung während des Diplomstudiums: Learning by doing

Die Kleintierklinik ist ein unverzichtbarer Eckpfeiler für den praktischen Unterricht im Diplomstudium Veterinärmedizin. Während der klinischen Ambulanzdienste, der Rotationen und des Vertiefungsmoduls Kleintiermedizin erwerben Studierende hier wertvolle Day One Competences (Ersttagskompetenzen), die für einen erfolgreichen Berufsstart erforderlich sind

er Beagle Columbus wurde an der Pfote gebissen. Die Wunde wurde gereinigt und versorgt. Foto: Thomas Suchanek/Vetmeduni

Egal, ob Studierende Dienst in den Ambulanzen, auf den Stationen oder im chirurgischen Bereich versehen: Von Beginn an sind sie mit der klinischen Praxis konfrontiert. „Wir nehmen bereits am Erstgespräch mit den Tierbesitzer:innen teil, sind in das Anamnesegespräch eingebunden und betreuen die Vierbeiner auf den Stationen. Dabei schauen wir den diensthabenden Tierärzt:innen, Residents und Fellows, die den potenziellen Nachwuchs unter ihre Fittiche nehmen, über die Schulter“, erzählt Viola Son. Sie ist als Studienassistentin im zehnten Semester in der Abteilung Interne Medizin Kleintiere tätig. Der Neubau der Kleintierklinik erlaubt nun eine noch intensivere Einbindung der Studierenden in die Praxis. Die Tierärzt:innen von morgen sind lückenlos bei allen Behandlungsschritten dabei und lernen so realitätsnah einen typischen tierärztlichen Arbeitsalltag kennen.

Bestmögliche praktische Ausbildung

Auf den Stationen beginnt die Aus- und Weiterbildung der Studierenden bereits bei der täglichen Morgenvisite. Welche Patienten wurden aufgenommen? Welche Operationen stehen demnächst am Plan? „Diese Visiten haben definitiv Fortbildungscharakter. Zum Beispiel besprechen die Lehrenden in der Chirurgie alle Patienten gemeinsam mit den Studierenden. Auf diese Weise erhalten diese einen umfassenden Überblick, welches Tier sich derzeit in Behandlung bei uns befindet und wie der Therapieplan aussieht“, sagt Patrick Dengg, Studienassistent in der Chirurgischen Abteilung. Er studiert im zwölften Semester und absolviert derzeit das Vertiefungsmodul Kleintiermedizin.

Bei welchen Behandlungsschritten die Studierenden dann selbst in Aktion treten dürfen, hängt von der Einschätzung der/s betreuenden Tierärztin/Tierarztes und dem Studienfortschritt ab. „Für Studierende im siebten und achten Semester sind die klinischen Ambulanzdienste oft der erste Berührungspunkt mit Tierpatienten und dem klinischen Alltag auf den Stationen und in der Zentralen Notaufnahme. ‚Rotiert‘ man bereits im neunten und zehnten Semester durch die Uniklinik oder absolviert das sogenannte Vertiefungsmodul, ist wesentlich mehr Hands-on dabei“, fügt Patrick hinzu. Steht bei einem Hund beispielsweise ein Eingriff an der Wirbelsäule auf dem Plan, erläutern die Tierärzt:innen mit den Studierenden fallspezifisch, welche unterschiedlichen Operationstechniken es gibt und wie die Operation abläuft. Studierende dürfen dann auch regelmäßig live im OP bei Eingriffen an der Wirbelsäule, Entfernung von Harnblasensteinen oder bei der Wundversorgung dabei sein.

In den Ambulanzen führen die Studierenden klinische Erstuntersuchungen durch, nehmen den Vierbeinern Blut ab, versorgen Wunden, legen (Venen-)Katheter oder übernehmen die Bestimmung der Blutparameter und besprechen gemeinsam mit den betreuenden Tierärzt:innen weitere diagnostische und therapeutische Schritte. In der ICU (Intensive Care Unit) sind sie dann zum Beispiel mit der Untersuchung und Überwachung von Intensivpatienten konfrontiert. Blutdruck messen, EKGs durchführen oder die Sauerstoffsättigung im Blut messen zählen hier zum Aufgabenrepertoire während der Ausbildung. All dies passiert im kontinuierlichen Austausch mit und unter Aufsicht der Lehrenden.

Was gefällt den Studierenden an der neuen Klinik besonders gut? „Neben den erstmals vorhandenen Sozialräumen gibt es nun auch Seminarräume mit neuester Technik, die wir für Fortbildungszwecke nutzen können. Und für uns Studierende stehen Computerlernplätze für das Selbststudium zur Verfügung“, sagt Patrick. „Dass in der neuen Kleintierklinik alle Disziplinen und Ambulanzen unter einem Dach angesiedelt sind, erleichtert auch unseren Arbeitsalltag. Früher mussten wir die Tierpatienten beispielsweise zum Röntgen in ein anderes Gebäude bringen. Diese zusätzlichen Wege fallen nun weg, das spart nicht nur Zeit, sondern bedeutetauch weniger Stress für die Vierbeiner. Und wir bekommen zudem nun noch mehr von dem mit, was auf den unterschiedlichen Stationen passiert, welche Tiere bei uns aufgenommen werden und wie die individuelle Behandlung aussieht – ein definitives Plus während der klinischen Ausbildung“, erzählt Viola weiter.

Auf die Frage, was sie ihren Studienkolleg:innen, die den Praxisunterricht noch vor sich haben, raten, sind sich Viola und Patrick einig: „Traut euch, Fragen zu stellen, zeigt viel Eigeninitiative und geht aktiv auf die Lehrenden zu. Ein großer Learning Outcome ist zudem, mit einem gewissen Maß an theoretischem Vorwissen in die Praxiswochen zu gehen. Das bewährt sich dann zum Beispiel bei der Arbeit auf den Stationen und in den Ambulanzen und ist sicherlich ein guter Weg, um nachhaltig von der praktischen Ausbildung in der Kleintierklinik zu profitieren.“

Der Beitrag erschien in VETMED 01/2023